19. März 2024

Geschichte der Deutschen

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Geschichte Deutschlands

Die Geschichte Deutschlands beginnt nach herkömmlicher Lesart mit der Entstehung eines deutschen Königtums im 10. Jahrhundert. Dieses berief sich auf die Tradition des fränkischen Reiches. Die Bewohner waren Nachfahren von Germanen, Kelten und im Westen auch von römischen Siedlern und Legionären. Durch besondere Beziehungen zum Papsttum in Rom konnte bereits das Herrschergeschlecht der Ottonen die Kaiserwürde erlangen und die Grundlagen für das Heilige Römische Reich legen. Auch Salier und Staufer stützten sich auf die Reichskirche. Mit dem Ende der staufischen Dynastie verlor das Königtum an Macht, sodass aus den Reihen der großen Reichsfürsten öfters Gegenkönige auftraten. Die Goldene Bulle Karls IV. begründete eine kurfürstliche Wahlmonarchie. Daneben kam es zum Aufstieg des Städtewesens.

Der frühneuzeitliche Staatsbildungsprozess spielte sich insbesondere auf der Ebene der einzelnen Territorien und nur bedingt auf der Ebene des Reiches ab. Reformation, Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg führten über Deutschland hinaus zu veränderten Voraussetzungen im Glauben und Denken, zu demographischen Verschiebungen und zu veränderten politischen Konstellationen. Neben den österreichischen Habsburgern, die seit dem 15. Jahrhundert fast durchgängig den Kaiser stellten, stiegen die Hohenzollern mit Preußen zur zweiten deutschen Großmacht auf.

Als Folge der Koalitionskriege gegen die Französische Revolution ging das Heilige Römische Reich unter. Nach der in die Befreiungskriege mündenden Vorherrschaft Napoleons I. über den europäischen Kontinent ergab sich im Zuge restaurativer Bemühungen eine politische Neuordnung in Form des Deutschen Bundes unter gemeinsamer österreichischer und preußischer Führung. Die dagegen gerichteten freiheitlichen Bestrebungen in der Revolution von 1848/49 wurden niedergeschlagen, der auf nationale Einheit Deutschlands gerichtete Impuls dann aber durch das preußische Militär in Kriegen sowohl gegen Österreich als auch gegen Frankreich in die Gründung des Deutschen Kaiserreichs überführt. Sozialgeschichtlich war das 19. und frühe 20. Jahrhundert geprägt von industrieller Revolution und Hochindustrialisierung, einem hohen Bevölkerungswachstum und einem Prozess der Urbanisierung.

Weltmachtambitionen Kaiser Wilhelms II. im Zeitalter des Imperialismus (→ Wilhelminismus) trugen wesentlich bei zur Entstehung des Ersten Weltkriegs, der in einer als schmachvoll empfundenen deutschen Niederlage endete. Die Revolution 1918/19 brachte mit der Weimarer Republik erstmals ein demokratisch verfasstes deutsches Gemeinwesen hervor, das allerdings dauerhafte politische Stabilität nicht erlangte, sondern 1933 in die nationalsozialistische Diktatur überging. Die damit von Anbeginn einhergehende gewalttätige Unterdrückung aller Regimegegner im Inneren und planvoll betriebene Expansionspolitik nach außen – verbunden mit der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs sowie mit der systematischen Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden – haben die NS-Zeit bis 1945 zum katastrophalen Tiefpunkt der deutschen Geschichte werden lassen.

Nach der erzwungenen Kapitulation der Wehrmacht vollzogen die vier Siegermächte die Aufteilung Deutschlands und Berlins: Eine östliche und drei westliche Besatzungszonen wurden gebildet. Aus den drei Westzonen entstand 1949 die Bundesrepublik Deutschland, aus der sowjetischen Zone die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Die Teilung Deutschlands wurde 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer und durch die seitens der DDR militärisch gesicherte und streng bewachte innerdeutsche Grenze zementiert.

Nach der friedlichen Revolution in der DDR, die 1989 das Ende der SED-Diktatur herbeiführte und bei den ersten freien Wahlen zur Volkskammer im März 1990 eine weit überwiegende Mehrheit der Einheitsbefürworter zur Folge hatte, war der Weg frei für Verhandlungen über die deutsche Wiedervereinigung. Die Zustimmung der vier vormaligen Siegermächte zum Vollzug der deutschen Einheit war wesentlich mitbestimmt von der Einbindung der alten Bundesrepublik in den 1951 begonnenen europäischen Integrationsprozess und von der Erwartung, dass die Zusagen bezüglich einer Fortsetzung dieses Kurses auch nach der Erweiterung um die fünf neuen Bundesländer durch das vereinte Deutschland eingehalten würden. Die Bestätigung wurde bei der Einführung des Euro wie auch bei der EU-Osterweiterung von deutscher Seite erbracht.

Lage der Bundesrepublik Deutschland

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichtliche Zeit

Der älteste Nachweis von Vertretern der Gattung Homo auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik ist der zwischen 500.000 und 600.000 Jahre alte Unterkiefer von Mauer, des Typusexemplars von Homo heidelbergensis. Etwas jüngere Funde stammen vom Fundplatz Bilzingsleben sowie von Homo steinheimensis; bekannte Funde sind schließlich auch die Schöninger Speere. Aus Homo heidelbergensis ging vor 130.000 Jahren der Neandertaler (Homo neanderthalensis) hervor, der – sofern die klimatischen Bedingungen es zuließen – nahezu 100.000 Jahre lang auch in Deutschland lebte. Da Deutschland während der letzten Phase der Eiszeit zur Kältesteppe (Tundra) wurde und die polare Vereisung bis ins nördliche Niedersachsen vordrang, dürfte Deutschland während des mittleren Aurignacien bis weit in das Mittelpaläolithikum hinein so gut wie unbewohnt gewesen sein, und Spuren menschlicher Besiedlung fehlen für sehr lange Zeit.

Replik der 35.000–40.000 Jahre alten Venus vom Hohlen Fels, der ältesten gesicherten Darstellung eines Menschen.

Spuren des zugewanderten modernen Menschen (Homo sapiens der Cro-Magnon-Epoche) wurden in den Höhlen der Schwäbischen Alb gefunden, etwa die 35.000 bis 40.000 Jahre alte Venus vom Hohlen Fels, die älteste gesicherte Darstellung eines Menschen.

In der Jungsteinzeit entwickelten sich Ackerbau, Viehzucht und feste Siedlungsplätze sowie die Verwendung von Keramik. Das Gebiet des heutigen Deutschland wurde nach- und nebeneinander von der bandkeramischen, der schnurkeramischen und der Glockenbecherkultur besiedelt, die Benennung erfolgte anhand des archäologischen Fundgutes. Die Verwendung von Metallen revolutionierte die technischen Möglichkeiten der hier siedelnden Menschen. Aus der Bronzezeit sind einige Funde erhalten, wie etwa die in Sachsen-Anhalt gefundene Himmelsscheibe von Nebra, eine Metallplatte mit Goldapplikationen, die als älteste Himmelsdarstellung gilt.

Ethnogenese

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In der Bronze- und Eisenzeit bildeten sich in diesen Regionen verschiedene indoeuropäisch sprechende Volksgruppen und Stämme. Diese entstanden aus eingewanderten indoeuropäischen Stämmen bzw. deren Nachfahren, die sich mit den seit Ende der letzten Eiszeit ansässigen „Ureinwohnern“ und auch später fortwährend mit durchziehenden Völkern bzw. Siedlern (Ethnogenese) vermischten. Die Nachfahren der in Nordeuropa und Norddeutschland auf dem Gebiet der Nordischen Bronzekultur siedelnden Gruppen wurden in der Antike anfänglich unterschiedlich als Kelten oder Skyten und letztlich etabliert unter dem Begriff Germanen zusammengefasst. Die südlichen Teile Deutschlands wurden dagegen von Kulturgruppen besiedelt, die seit der Eisenzeit als Kelten bezeichnet werden können. Die keltische Kultur der Latènezeit wurde um die Zeitenwende zwischen den von Norden her vordringenden Germanen und dem von Süden her expandierenden Römischen Reich aufgerieben.

Während der Ausbreitung des Römischen Reiches und später während der Spätantike siedelten dazu Römer im Raum des heutigen Süd- und Westdeutschland, deren Truppen den Süden und Westen Germaniens entlang der Donau und des Rheins bis etwa ins 5. Jahrhundert besetzten. Die Legionäre stammten aus sehr unterschiedlichen Regionen des Römischen Reiches, wie z. B. Hispanien, Illyrien, Syrien, Gallien, Afrika. In der zivilen Bevölkerung der römischen Provinzen ist eine starke keltische Komponente greifbar, etwa auf Steindenkmälern und den dadurch erschließbaren Namen. Dies wird bestätigt durch eine Notiz in der Germania des Tacitus, der berichtet, dass sich im Dekumatland Leute aus Gallien niederließen.[1]

Gemälde der Varusschlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 nach Christus

Die historisch erfassten germanischen Stämme der frühen römischen Kaiserzeit, des ersten Jahrhunderts, gliedern sich in drei Kulturgruppen auf: die sogenannten Rhein-Weser-Germanen, die Nordseegermanen und die Elbgermanen. Durch die makropolitischen Einflüsse des andauernden Konflikts mit dem Römischen Reich sowie innergermanische politische, soziale und wirtschaftliche Veränderungen kam es ab dem 2. Jahrhundert aus diesen Kulturgruppen heraus zur Entstehung (Genese) von neuen und größeren Stammesverbänden. Diese Stammesverbände, vor allem die Alamannen oder auch Alemannen[2], die Bajuwaren, die Franken und die Sachsen wirkten konstituierend für die mittelalterliche Bildung Deutschlands und nominell bis in die Neuzeit als sogenannte „deutsche Volksstämme“, beziehungsweise ihnen wird eine solche Bedeutung beigemessen.

Seit der Reichskrise des 3. Jahrhunderts verstärkte sich der Druck auf die Reichsgrenzen durch die großen germanischen Stammesverbände der Alamannen und der Franken, die sich in der Germania Magna neu gebildet hatten. In den Provinzen an Rhein und Donau setzte eine Germanisierung ein, die besonders das römische Heer betraf. Teilweise wurde diese unterstützt durch Ansiedlung germanischer Foederaten auf dem Reichsgebiet.

Während der Völkerwanderung blieben auch Angehörige weiterer Volksgruppen, wie etwa der Sarmaten oder Hunnen, im Gebiet des heutigen Deutschland zurück. Nach der Abwanderung fast aller Germanen östlich der Elbe wurden diese Gebiete von Slawen besiedelt, deren Land erst durch die Ostkolonisation deutscher Zuwanderer vom 11. bis zum 14. Jahrhundert sowie später im Rahmen der Eingliederung ins Heilige Römische Reich wieder Bestandteil der deutschen Geschichte wurde.

Aus diesen verschiedenen Gruppen bildete sich (mit späteren Einwanderern) das heutige deutsche Volk, das durch die Völkerwanderung und die Reichsbildung der Franken sprachlich überwiegend germanisch, jedoch durch das Erbe des Römischen Reiches und das Christentum kulturell stark romanisch geprägt wurde. Insofern ist es gerechtfertigt, seine Geschichte mit den germanischen Stämmen der Antike beginnen zu lassen.

Antike

Germanische Stämme um 100 n. Chr. (ohne Skandinavien)

Erste Erwähnung finden einige keltische und germanische Stämme bei den Griechen und Römern (vor allem, aber nicht nur, bei Caesar und Tacitus) in der vorchristlichen Zeit. Um 500 v. Chr. war der Raum des heutigen Süddeutschland keltisch und derjenige des heutigen Norddeutschland germanisch besiedelt. Die Germanen wanderten im Laufe der Jahrhunderte südwärts, sodass um Christi Geburt die Donau die ungefähre Siedlungsgrenze zwischen Kelten und Germanen war. Hierdurch gelangten keltische Orts- und Gewässernamen sowie keltische Lehnwörter in den germanischen Wortschatz.

Nach der Eroberung Galliens durch Caesar im gallischen Krieg wurden in der Regierungszeit des ersten römischen Kaisers Augustus Feldzüge im rechtsrheinischen Raum durchgeführt, wenngleich nach der Varusschlacht die Römer ihre Truppen schließlich wieder an den Rhein zurückverlegten und es seit Tiberius bei einzelnen Militäroperationen im Grenzvorfeld beließen. Von etwa 50 v. Chr. bis ins frühe 5. Jahrhundert n. Chr. gehörten die Gebiete westlich des Rheins und südlich der Donau zum Römischen Reich, von etwa 80 bis 260 n. Chr. auch ein Teil Hessens (Wetterau) sowie der größte Teil des heutigen Baden-Württemberg südlich des Limes. Die römischen Gebiete im heutigen Deutschland verteilten sich auf die Provinzen Germania superior, Germania inferior und Raetia. Auf die Römer gehen Städte wie Trier, Köln, Bonn, Worms und Augsburg zurück, die zu den ältesten Städten Deutschlands zählen. Die Römer führten Neuerungen in Hausbau und Handwerk ein. Zur Sicherung der Grenzen siedelten die Römer befreundete germanische Stämme in den Provinzen an. Auch Siedler aus allen Teilen des Römischen Reiches, insbesondere aus Italien, wanderten ein und wurden westlich des Rheins und südlich der Donau sesshaft. Eine erste Geschichte Gesamtgermaniens lieferte im Jahr 98 der römische Geschichtsschreiber Tacitus.

Nachdem bereits Mark Aurel im 2. Jahrhundert im Verlauf der Markomannenkriege schwere Abwehrkämpfe gegen Germanen zu bestehen hatte, nahm zur Zeit der Reichskrise des 3. Jahrhunderts der germanische Druck auf die römische Nordgrenze beträchtlich zu, während gleichzeitig im Osten das neupersische Sassanidenreich die römische Ostgrenze bedrohte. Die neuformierten tribalen Großverbände der Alamannen und Goten unternahmen immer wieder Einfälle in das Imperium, das um die Mitte des 3. Jahrhunderts den Höhepunkt der Krise durchlief.[3] 259/60 n. Chr. mussten die rechtsrheinischen Gebiete im Rahmen des sogenannten Limesfalls aufgegeben werden. Ende des 3. Jahrhunderts hatte sich die Lage für das Imperium aber wieder stabilisiert, vor allem aufgrund der Reformen Diokletians und Konstantins, die außerdem erfolgreich die Grenzen sicherten. Dennoch kam es im Verlauf der Spätantike immer wieder zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen.[4]

Die Ausdehnung des Frankenreichs 481 bis 814

Nach dem um 375 erfolgten Einfall der Hunnen nach Ostmitteleuropa änderte sich die Lage jedoch grundlegend. Die sogenannte Völkerwanderung, die im 5. Jahrhundert ihren Höhe- und im späten 6. Jahrhundert ihren Schlusspunkt fand, brachte die Völkerschaften im Osten, insbesondere die Germanen, in Bewegung und spätestens nach dem Rheinübergang von 406 das weströmische Reich in erhebliche Bedrängnis.[5] Germanen stießen auf weströmisches Territorium vor und ergriffen schließlich von weiten Teilen des Westreiches (meistens mit Gewalt, teilweise aber auch durch Verträge) Besitz. Das Westreich war im Jahr 476, als der letzte Kaiser im Westen, Romulus Augustulus, abgesetzt wurde, faktisch auf Italien zusammengeschmolzen. Allerdings sind mehrere Aspekte der Völkerwanderung in der modernen Forschung umstritten. Die auf römisches Gebiet eingewanderten germanischen Stämme (die ethnisch oft recht heterogen zusammengesetzt waren) zogen jedenfalls bis hin nach Nordafrika und errichteten eigene Reiche. Das Vandalenreich in Nordafrika, das Burgundenreich in Südostgallien und das Ostgotenreich in Italien gingen bereits im 6. Jahrhundert unter, während das Westgotenreich in Hispanien und das Reich der Langobarden in Italien (wo diese 568 eingefallen waren) bis ins 8. Jahrhundert bestehen blieben. Am dauerhaftesten und bedeutendsten sollte sich das um 500 errichtete Frankenreich der Merowinger erweisen. Daneben existierten teilweise bis ins 6. Jahrhundert zahlreiche kleinere Herrschaftsgebilde, wie die der Heruler, Rugier und Gepiden, während die um die Mitte des 5. Jahrhunderts in Britannien eingedrungenen Angelsachsen mehrere Kleinreiche gründeten, bevor sich dort im 7. Jahrhundert eine dauerhaftere Herrschaftsordnung etablierte (Heptarchie).

Mittelalter

Hauptartikel: Deutschland im Mittelalter

Frühmittelalter etwa 500 bis etwa 1050

Hauptartikel: Deutschland im Frühmittelalter

In die ehemaligen Siedlungsgebiete der Germanen, die von diesen im Verlauf der Völkerwanderung verlassen wurden, wanderten im 7. Jahrhundert bis zur Elbe-Saale-Linie slawische Stämme ein. Fast im gesamten Raum östlich der Elbe wurde daher bis ins hohe Mittelalter slawisch gesprochen (Germania Slavica), in der Lausitz leben bis heute die slawischen Sorben.

Merowinger um 500 bis 751

Ein beträchtlicher Teil West- (im Wesentlichen die ehemalige römische Provinz Gallien) und Teile des westlichen Mitteleuropas wurde ab dem 6. Jahrhundert vom Frankenreich eingenommen, das heutige nordwestliche Deutschland wurde von den Sachsen beherrscht. Versuche der Merowinger, ihren Herrschaftsbereich östlich des Rheins weiter auszudehnen, hatten einigen Erfolg: Alamannen und Thüringer gerieten bereits im 6. Jahrhundert unter fränkische Vorherrschaft, doch verhinderten interne Machtkämpfe und die zunehmende Macht der Hausmeier, dass sich im Merowingerreich ein starkes zentrales Königtum entwickelte. Im späten 7. Jahrhundert wurden die Merowinger faktisch von den Karolingern entmachtet, die seit 751 auch die fränkische Königswürde bekleideten.

Die Gebietsaufteilung im Vertrag von Verdun (843)

Karolinger 751 bis 911

Der bedeutendste Karolinger war Karl der Große, der von 768 (allein seit 771) bis 814 regierte und seit 800 sogar die Kaiserwürde bekleidete. Karl führte Feldzüge gegen die Sachsen (die allerdings erst nach sehr harten und wechselhaft verlaufenden Kämpfen in den Sachsenkriegen besiegt werden konnten), gegen die Langobarden in Italien, die Awaren auf dem Balkan und gegen die Mauren in Spanien, womit er die Grenzen des Frankenreiches erheblich ausdehnte. Kulturell erlebte das Reich ebenfalls einen lebhaften Aufschwung, der als sogenannte Karolingische Renaissance bezeichnet wird. Das Karlsreich, für das vor allem die Merowinger die Grundlage gelegt hatten, einte das Gebiet des kontinentalen Europa zwischen Atlantik, Ostsee und Alpensüdrand. Nach Karls Tod wurde es 843 im Vertrag von Verdun unter seinen Enkeln dreigeteilt. Das Westfrankenreich sollte die Grundlage vor allem für die Entwicklung des Königreichs Frankreich bilden. Das Ostfränkische Reich ist eng mit der Geschichte des späteren Heiligen Römischen Reiches verknüpft.

Mit der Teilung des Frankenreichs 843 begann sein Zerfall. Der Sohn Karls des Großen, Ludwig der Fromme, konnte dessen Einheit noch wahren. Als Nachfolger bestimmte er seinen ältesten Sohn Lothar I. Dieser bekam das Mittelreich und die Kaiserwürde, Karl der Kahle den Westteil und Ludwig der Deutsche den Ostteil. Nach dem Tod der Söhne Lothars I. wird das einstige Mittelreich aufgeteilt unter Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen. Nach Ludwigs Tod 876 wird dann das Ostfränkische Reich unter seinen drei Söhnen Karlmann, Ludwig dem Jüngeren und Karl dem Dicken ebenfalls aufgeteilt. 880 wird die Grenze zum Westfränkischen Reich festgelegt, die das gesamte Mittelalter beinahe unverändert das Deutsche Reich von Frankreich scheiden sollte. Der ostfränkische König Karl der Dicke konnte nach dem Tod seiner Brüder und des westfränkischen Königs das Fränkische Reich nochmals kurze Zeit vereinigen, wurde aber nach kraftloser Herrschaft im Osten von seinen Neffen Arnulf von Kärnten, einem Sohn Karlmanns, 887 verdrängt. Mit Arnulfs Sohn Ludwig dem Kind starb 911 der letzte ostfränkische Karolinger. Um ihre eigene Macht nicht zu gefährden, wählten die Herzöge den vermeintlich schwachen Frankenherzog Konrad I. zu ihrem König (911–918).

Ottonen 919 bis 1024

Das Reich um 1000

Konrad I. (911–918), der nach seiner Wahl erfolglos die karolingische Tradition bewahren wollte, folgte der Sachsenherzog Heinrich I. aus dem Geschlecht der Liudolfinger oder Ottonen nach. Heinrich I. verteidigte das Reich gegen Einfälle von Ungarn und Slawen. Neben dem fränkischen Erbe trat nun immer mehr eine eigene gemeinsame Identität hervor. Zum Nachfolger bestimmte Heinrich I. seinen Sohn Otto I. Dieser versuchte zuerst die neu entstandenen Stammesherzogtümer seiner Macht zu unterstellen, stützte sich jedoch zur Sicherung seiner Macht immer mehr auf die Kirche (Reichskirchensystem). 955 besiegte Otto die Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld. 950 wurde Böhmen und ab 963 Polen zeitweise lehnsabhängig vom römisch-deutschen Herrscher. Otto erweiterte sein Herrschaftsgebiet um Teile Italiens. Nach der Heirat mit Adelheid von Burgund nannte er sich eine kurze Zeit König der Langobarden. 962 erreichte Otto endgültig seine Anerkennung als König von Italien und danach die Kaiserkrönung durch den Papst. In Süditalien geriet er in Konflikt mit dem byzantinischen Kaiser. Sein Sohn Otto II. heiratete schließlich die Kaisernichte Theophanu, Süditalien verblieb jedoch bei Byzanz. Otto II. erlitt 982 gegen die Sarazenen eine vernichtende Niederlage. Die Gebiete östlich der Elbe (Billunger Mark und die Nordmark) gingen im großen Slawenaufstand größtenteils für etwa 200 Jahre wieder verloren. Ottos Sohn, Otto III., starb bevor er seinen Plan, die Machtbasis nach Rom zu verlegen, verwirklichen konnte; im Kongress von Gnesen im Jahre 1000 erkannte er den polnischen Herrscher Boleslaw I. Chrobry als Mitregent im Reich an. Der letzte Ottonenkönig Heinrich II. hatte sich in mehreren Kriegen gegen Polen (König Boleslaw I. Chrobry) und Ungarn (König Stephan I.) zu behaupten. Unter ihm wurde aber das Reichskirchensystem weiter ausgebaut.

Hochmittelalter

Salier 1024 bis 1125

1024 wählten die deutschen Fürsten den Salier Konrad II. zum König. Er erwarb 1032 das Königreich Burgund. Sein Nachfolger Heinrich III. setzte auf der Synode von Sutri drei rivalisierende Päpste ab, ernannte den Reformer Clemens II. zum Papst und ließ sich von ihm 1046 zum Kaiser krönen. Kurz darauf erließ er ein Verbot der Simonie. Während der Regierungszeit Heinrichs IV. eskalierte der sogenannte Investiturstreit, in dem die Kirchenreformer dem Kaiser Simonie vorwarfen. Heinrich erklärte Papst Gregor VII. für abgesetzt. Nun bannte der Papst den König. Um den Kirchenbann zu lösen, unternahm Heinrich IV. den Gang nach Canossa. 1084 setzte er Papst Gregor wiederum ab und ließ sich in Rom von Gegenpapst Clemens III. zum Kaiser krönen. Sein Sohn Heinrich V. verbündete sich schließlich mit den Fürsten gegen ihn und setzte ihn ab. Ein längerer Krieg wurde durch den Tod des Vaters 1106 verhindert. Unter Heinrich V. kam es 1122 im Wormser Konkordat zum Ausgleich mit der Kirche. Im 11. Jahrhundert etablierte sich regnum teutonicum („Deutsches Königreich“) als fester Begriff und erhielt im Investiturstreit politische Konturen.[6]

Staufer 1138 bis 1254

Mit Heinrichs Tod endet die Salierzeit und die Fürsten wählten Lothar III. von Supplinburg zum König. Durch die Unterstützung der mächtigen Welfen für Lothar gegen den Staufer Friedrich wurde ein das ganze 12. Jahrhundert andauernder Streit zwischen Welfen und Staufern begründet. Nach dem Tod Lothars 1138 wurde der Staufer Konrad III. König. Dieser erkannte Lothars Schwiegersohn, dem Welfen Heinrich dem Stolzen, dessen Herzogtümer ab. Konrads Nachfolger Friedrich I. („Barbarossa“) versuchte den Ausgleich, indem er den Welfen Heinrich den Löwen 1156 mit den Herzogtümern seines Vaters, Sachsen und Bayern, belehnte. Heinrich der Löwe unterwarf als neuer Lehnsherr von 1147 bis 1164 die Slawen in Mecklenburg und Pommern.

Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen wusste geschickt Machtkonstellationen für die Gründung von Klöstern einzusetzen und korrespondierte mit der damals bekannten Welt. Im Vertrag von Konstanz 1153 erreichte Friedrich I. die Kaiserkrönung. Er besiegte die nach mehr Selbständigkeit strebenden lombardischen Städte. Als Alexander III. Papst wurde, begann der Kampf zwischen Kaiser und Papst erneut. Nach der Niederlage bei Legnano musste Friedrich Alexander als Papst anerkennen. 1180 entzog Friedrich Heinrich dem Löwen, der seine Italienpolitik nicht mehr unterstützte, dessen Herzogtümer. 1181 erhob Friedrich die pommerschen Greifen in den Rang deutscher Reichsfürsten. Ab 1187 übernahm Friedrich I. die Führung der Kreuzfahrer. 1190 starb er in Syrien. Friedrichs Sohn, Heinrich VI., wurde dank der Heirat mit der normannischen Prinzessin Konstanze 1194 König von Sizilien. Als Heinrich VI. 1197 starb, kam es zu einer Doppelwahl des Staufers Philipp von Schwaben, des Bruders Heinrichs VI und des Welfen Otto IV., einem Sohn Heinrich des Löwen. Nach der Ermordung Philipps 1208 wurde Otto IV. König. Der Papst unterstützte aber wegen des Italienzuges Ottos den Staufer Friedrich II., den Sohn Heinrichs VI. 1214 brachte die Schlacht bei Bouvines die Entscheidung für Friedrich. Dieser regierte sein Reich von seiner Heimat Sizilien aus. Die Regierung in Deutschland überließ er seinem Sohn Heinrich. 1235 setzte er statt Heinrich dessen Bruder Konrad IV. ein. 1220 wurde Friedrich zum Kaiser gekrönt. Es kam zum Machtkampf mit Papst Gregor IX., der den Kaiser 1227 bannte. Dennoch erreichte Friedrich im Heiligen Land die Übergabe Jerusalems. Der Konflikt setzte sich auch fort, als Innozenz IV. Gregors Nachfolge antrat. Innozenz erklärte den Kaiser 1245 gar für abgesetzt. Friedrich II. starb im Dezember 1250. Nach seinem Tod tobte der Kampf des Papstes gegen die Staufer weiter. 1268 wurde der letzte Staufer, der sechzehnjährige Sohn Konrads IV., Konradin, im Kampf um sein sizilianisches Erbe gegen Karl von Anjou in Neapel öffentlich hingerichtet.

Spätmittelalter

Im 14. Jahrhundert führten Überbevölkerung, Missernten und Naturkatastrophen zu Hungersnöten. 1349/50 starb ein Drittel der Bevölkerung an der Pest und ein Großteil der Juden flüchtete aufgrund von Pogromen nach Polen.

Interregnum und beginnendes Hausmachtkönigtum 1254 bis 1313

Nach dem Ende der Staufer verfiel die Königsmacht im Spätmittelalter immer mehr. Der König stützte sich nur noch auf ein geringes Reichsgut und musste versuchen, seine Hausmacht zu erweitern. Als neuer Machtfaktor erwiesen sich inzwischen die Reichsstädte. Die Landesfürsten (die späteren Kurfürsten) wählten in einer verfassungsrechtlich bemerkenswerten Doppelwahl sowohl Richard von Cornwall aus England als auch Alfons von Kastilien zum König. Dies verschaffte den Wählenden, also regionalen Kräften, die Möglichkeit, ihre eigene Macht zu Ungunsten der Zentralmacht weiter auszubauen. Beide Gewählten waren aber zu schwach sich im Reich durchzusetzen, strebten eher nach der Kaiserkrone. Richard war ganz selten im Reich, Alfons hat es nie betreten. Zeitgenossen sprachen schon damals vom „Interregnum“, der königslosen Zeit.

Das Interregnum wurde 1273 durch die Wahl Rudolf von Habsburg beendet. Rudolf ebnete dem Haus Habsburg den Weg zu einer der mächtigsten Dynastien im Reich, doch gelang es ihm nicht, die Kaiserkrone zu erlangen. Seine beiden Nachfolger, Adolf von Nassau und Albrecht I., standen im Konflikt mit den Kurfürsten. 1308 wurde der Luxemburger Heinrich VII. zum König gewählt. Dieser konnte 1310 seine Hausmacht um Böhmen erweitern und erlangte 1312 die Krönung zum Kaiser. Im Vertrag von Namslau 1348 erkannte Kasimir der Große von Polen die Zugehörigkeit Schlesiens zu Böhmen – und damit zum Heiligen Römischen Reich – an, versuchte später jedoch beim Papst, diesen anzufechten.

Ludwig IV. der Bayer und Karl IV. 1314 bis 1378

Goldene Bulle Karls IV.

Nach dem Tod Heinrichs setzte sich nach einer Doppelwahl 1314 der Wittelsbacher Ludwig der Bayer gegen die Habsburger durch. 1327 zog Ludwig nach Italien und wird im darauffolgenden Jahr in Rom zum Kaiser gekrönt. Im Kampf des Kaisers gegen den Papst, dem letzten des Mittelalters, bestätigten die Kurfürsten im Kurverein von Rhense 1338, dass ein von ihnen gewählter König nicht vom Papst bestätigt werden müsse. Eine von den Luxemburgern geführte Opposition gegen Ludwigs Hausmachtpolitik formierte sich 1346. Der Luxemburger Karl IV. wird von seinen Anhängern mit Unterstützung des Papstes zum Gegenkönig gewählt. Der Tod Ludwigs 1347 verhinderte einen längeren Krieg. Karl IV. verlegte seinen Herrschaftsschwerpunkt nach Böhmen. Er gewann unter anderem die Mark Brandenburg zu seinem Hausmachtkomplex hinzu.

1348 wurde in Prag die erste deutschsprachige Universität gegründet.

1355 wurde Karl zum Kaiser gekrönt. Die Goldene Bulle von 1356 stellte bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs eine Art Grundgesetz dar. Ihr Hauptziel war die Verhinderung von Gegenkönigen und Thronkämpfen. Karl glaubte, damit die Machtstellung des Hauses Luxemburg zementiert zu haben.

Beginnender Aufstieg Habsburgs 1378 bis 1493

Das Heilige Römische Reich um 1400

Unter dem Nachfolger Karls verfiel die Königsmacht endgültig. Der ältere Sohn Karls IV, Wenzel wird 1400 von den Kurfürsten wegen Untätigkeit abgesetzt. Nach dem Tod des Nachfolgers Ruprecht von der Pfalz aus dem Hause Wittelsbach 1410 wird mit Wenzels Bruder Sigismund wieder ein Luxemburger gewählt. Er erreichte zwar 1433 die Kaiserkrönung, war jedoch nicht in der Lage, das Königtum zu stabilisieren. Eine Reichsreform scheiterte an Eigeninteressen der Landesherrscher. Durch die Einberufung des Konzils von Konstanz konnte er allerdings das Abendländische Schisma beenden.

Mit dem Tod Sigismunds erlosch das Haus Luxemburg in männlicher Linie. Die Habsburger traten 1438 mit Albrecht die Nachfolge an. Von 1438 bis 1740 und von 1745 bis zum Ende des Reiches 1806 sollte das Haus Habsburg nun den römischen König stellen.

Unter der langen Regierung von Friedrich III. (1440–1493) wurde der Grundstein für die spätere habsburgische Weltmachtpolitik gelegt.

Frühe Neuzeit

Maximilian I. 1486 bis 1519

Maximilian I. erwarb durch Heirat das Herzogtum Burgund, zu dem die reichen Niederlande gehörten, für sein Haus und behauptete es im Krieg gegen Frankreich. Sein Sohn Philipp der Schöne wurde mit der Erbin Spaniens vermählt. Maximilian war wegen der Türkenkriege auf die Unterstützung der Reichsstände angewiesen. 1495 wurde auf dem Wormser Reichstag eine Reichsreform beschlossen. Maximilian nahm 1508 ohne päpstliche Krönung den Kaisertitel an. Er beendete damit für alle Zeiten die Wallfahrten Deutscher Könige zur Kaiserkrönung nach Rom. Grund waren verschiedene schwelende Konflikte mit Frankreich und Venedig, dessen Truppen viele Alpenpässe versperrt hatten. Durch seine Heiratspolitik kamen neben der spanischen Krone auch Böhmen und Ungarn von den Jagiellonen zum Herrschaftsbereich der Habsburger.

Reformation und Gegenreformation 1517 bis 1618

Hauptartikel: Reformation und Gegenreformation

Martin Luther, Porträt von Lucas Cranach d.Ä., 1529

Mit der Publikation seiner 95 Thesen gegen den Ablasshandel durch Martin Luther setzte 1517 die Reformation ein.

1519 wurde der Habsburger Karl V. König. Unter ihm stieg Habsburg zur Weltmacht auf. Außenpolitisch war er in ständige Kriege zur Abwehr der Osmanen sowie gegen Frankreich und den Papst verwickelt. Dadurch war seine Stellung im Reich selbst schwach und er konnte die Ausbreitung der Reformation nicht verhindern.

In den Jahren 1522 bis 1526 wurde in etlichen Ländern und Städten des Reichs die Lehre Luthers eingeführt. Die Reformation wurde somit vom Landesherrn durchgeführt, der auch zum Landesbischof wurde. Der Bruder des Kaisers, Ferdinand, wollte die Duldung der Lutheraner aufheben. Dagegen protestierten die evangelischen Landesfürsten. Daher leitet sich seitdem die Bezeichnung Protestanten für Anhänger der evangelischen Glaubensrichtung ab.

Die schlechte Lage der Bauern hatte schon im 15. Jahrhundert zu regionalen Aufständen der Bauern geführt, während der Reformationszeit kam es 1524 bis 1526 zu einem Bauernkrieg. 1525 wurde ein Bauernheer unter Führung von Thomas Münzer bei Frankenhausen vernichtet.

Im Schmalkaldischen Krieg von 1546/1547 kam es erstmals zum Kampf der Katholiken unter Führung des Kaisers gegen die Protestanten. Der Kaiser gewann den Krieg, konnte aber das Augsburger Interim nicht durchsetzen.

Als sich die Fürsten über die Religionsgrenzen hinweg gegen ihn erhoben, verzichtete Karl V. 1556 zugunsten seines Sohnes Philipp II. auf Spanien und machte seinen Bruder Ferdinand zu seinem Nachfolger im Reich. Der neue König hatte bereits 1555 den Augsburger Religionsfrieden ausgehandelt.

Unter dem Eindruck der Reformation begann die katholische Kirche eine innere Reform. Zudem setzte die Gegenreformation ein. Diese bestand zum einen in der Verfolgung von Zweiflern an der offiziellen päpstlichen Lehre durch die Inquisition, zum anderen entstanden neue Orden, von denen die Jesuiten eine führende Rolle bei der Rekatholisierung erlangten.

Dennoch war die Religionspolitik von Ferdinands Sohn und Nachfolger Maximilian II. vergleichsweise tolerant, während in Frankreich zur selben Zeit Religionskriege wüteten. Maximilians Sohn Rudolf II. zog sich dagegen in seiner Residenz Prag immer mehr aus der Wirklichkeit zurück, sodass die religiösen Konflikte weiter anschwollen. Es kam zum Kölner Krieg, als der dortige Erzbischof zum Protestantismus übertrat, und in den zum Reich gehörenden Niederlanden verschärfte sich der Widerstand gegen das streng katholische Regiment der spanischen Habsburger.

Die protestantischen Fürsten schlossen sich 1608 unter Führung Friedrichs von der Pfalz zur Union zusammen. Entsprechend schlossen sich die katholischen Fürsten 1609 unter Führung des Bayernherzogs Maximilian I. zur Liga zusammen.

Dreißigjähriger Krieg 1618 bis 1648

Hauptartikel: Dreißigjähriger Krieg

Nachdem Kaiser Rudolf II. die Regierungsgeschäfte an seinen Bruder Matthias abgetreten hatte, schränkte dieser die den Protestanten gewährten Rechte wieder ein. 1618 kam es deshalb zum Prager Fenstersturz, bei dem zwei kaiserliche Räte von böhmischen Standesvertretern in der Prager Burg zum Fenster hinausgeworfen wurden.

Nach dem Tod des Kaisers wurde der Führer der Union, Friedrich von der Pfalz, 1619 zum König von Böhmen erklärt. Der neue Kaiser Ferdinand II. zog mit dem Heer der katholischen Liga nach Böhmen. In der Schlacht am Weißen Berge 1620 wurde das böhmische Heer besiegt. Nach der Flucht Friedrichs besetzte Tilly die Pfalz und die Oberpfalz. Der Bayernherzog Maximilian I. bekam die Pfälzer Kurfürstenwürde.

Der Dänenkönig Christian IV. rückte 1625 mit seinem Heer in Norddeutschland ein. Er wurde aber vom kaiserlichen Heer unter Tilly und dem böhmischen Adligen Wallenstein besiegt. Pommern, Jütland und Mecklenburg wurden vom katholischen Heer besetzt.

Nach dem Ende des dänischen Krieges erließ der Kaiser 1629 das Restitutionsedikt. Besorgt wegen seiner erheblich gestiegenen Machtfülle erreichten die Reichsstände auf dem Regensburger Kurfürstentag 1630 die Absetzung seines Feldherrn Wallenstein.

Nun griff der Schwedenkönig Gustav II. Adolf ins Kriegsgeschehen ein. Bei Rain fiel 1632 Tilly. Der Kaiser setzte daraufhin Wallenstein wieder ein. Bei der Schlacht von Lützen 1632 fiel der Schwedenkönig.

Wallenstein wurde 1634 erneut abgesetzt und bald darauf ermordet. Um die Schweden vom deutschen Boden zu vertreiben, schloss der Kaiser mit dem protestantischen sächsischen Kurfürsten einen Sonderfrieden, den Frieden von Prag, 1635.

Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation 1648

Das katholische Frankreich griff 1635 auf schwedischer Seite ein, jedoch konnte keine der beiden Seiten den Krieg für sich entscheiden. Große Teile des Reiches wurden verwüstet. Der Vorkriegsstand der Bevölkerung wurde erst wieder um 1750 erreicht. Der neue Kaiser Ferdinand III. bemühte sich bereits seit 1637 verstärkt um Friedensverhandlungen, aber Deutschland war längst zum Spielball fremder Mächte geworden, wodurch sich das Leid der Bevölkerung weiter verlängerte. Die seit 1642 laufenden Verhandlungen führten am 24. Oktober 1648 zum Westfälischen Frieden.

Der Friedensschluss beinhaltete eine Abtretung von Teilen Lothringens und des Elsass’ an Frankreich. Die Niederlande und die Schweiz schieden offiziell aus dem Reich aus. Die Stellung der Reichsstände und der Territorien wurde gestärkt und der Augsburger Religionsfriede bestätigt. Bei einem Konfessionswechsel des Landesherrn wurde nicht mehr von der Bevölkerung dasselbe verlangt. Die Macht des Kaisers wurde noch weiter eingeschränkt, seine Durchsetzungskraft beruhte in der Zukunft nur noch auf der Stellung seiner Dynastie.

Das Heilige Römische Reich zerfiel in 382 souveräne und halbsouveräne Territorien. Dieses Reichsgebilde wurde vom zeitgenössischen Staatsrechtler Samuel Pufendorf als „Monstrum“ oder „durch göttliche Fügung bewahrtes Unding“ bezeichnet. Pufendorf verwendete aber auch als einer der ersten die Bezeichnung „Deutschland“.

Absolutismus 1648 bis 1789

Hauptartikel: Absolutismus

Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg

Die Zerstörungen und Bevölkerungsverluste des Dreißigjährigen Kriegs förderten die Entwicklung staatlich gelenkter Wirtschafts- und Sozialpolitik. Verbunden mit der merkantilistischen Wirtschaftsform war das Entstehen der absolutistischen Herrschaftsform nach Vorbild des französischen Königs Ludwig XIV.

Unter Kurfürst Friedrich Wilhelm begann seit 1640 der Aufstieg Preußens. Der nachfolgende Kurfürst Friedrich III. ließ sich 1701 zum König Friedrich I. in Preußen krönen. Die Standeserhebung gelang nur, da er als Herzog von Preußen über ein Territorium außerhalb der Grenzen des Heiligen Römischen Reiches verfügte, das völlig souverän vom Reich war. Gegen eine Zahlung von Zwei Millionen Talern und der Entsendung eines Truppenkontingentes für die Reichsarmee, stimmte der habsburgische Kaiser Leopold I. schließlich zu. Der Aufstieg Brandenburg-Preußens, später einfach nur als Königreich Preußen bezeichnet, führte zum Dualismus mit Österreich, der Deutschlands Innenpolitik bis 1866 bestimmen sollte.

Unter dem Habsburger Kaiser Leopold I. war das Reich der zweifachen Bedrohung durch die Osmanen und den Expansionsdrang Frankreichs unter Ludwig XIV. ausgesetzt. 1683 konnte der Kaiser mit Unterstützung einiger deutschen Fürsten und des Polenkönigs Jan III Sobieski, der die Schlacht am Kahlenberg bei Wien gegen Kara Mustafa gewann, die Türken vor Wien schlagen und aus Ungarn vertreiben.

Dadurch wurde aber ein Krieg gegen Frankreich verhindert, zu dem schon gerufen werden sollte. Frankreich hatte sich – die außenpolitische Gelegenheit nutzend – unter Ausschluss der verfassungsgemäßen Gegebenheiten die freie Reichsstadt Straßburg und andere elsässische Gebiete in sein Territorium einverleibt, obwohl diese Gebiete Reichsstände waren.

Durch die Wahl des sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. 1697 zum König von Polen kam es bis 1763 zu einer Personalunion von Sachsen und Polen, die durch den Großen Nordischen Krieg und den Polnischen Thronfolgekrieg unterbrochen wurde. Ebenso gab es von 1714 bis 1837 eine Personalunion von Hannover und England.

Das Aussterben der spanischen Habsburger löste 1701 den Spanischen Erbfolgekrieg aus, der mit dem Tod von Joseph I. eine für Habsburg ungünstige Wende nahm, allerdings auch die Kräfte Frankreichs erschütterte. Das österreichische Haus Habsburg war unter Leopold I. und Joseph I. dennoch zur europäischen Großmacht geworden.

Das Aussterben der österreichischen Habsburger im Mannesstamm mit Kaiser Karl VI. führte 1740 zum Österreichischen Erbfolgekrieg. Der Wittelsbacher Karl VII. wurde zum neuen Kaiser gewählt, Friedrich II. fiel im habsburgischen Kronland Schlesien ein.

Karls VI. Tochter Maria Theresia konnte die Kaiserkrone für ihren Gemahl Franz I. zwar mit britischer Hilfe schließlich gegen preußische Hegemonialansprüche verteidigen, sie verlor aber im Siebenjährigen Krieg 1763 Schlesien endgültig an Preußen.

Schweden verlor durch seine Niederlage im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) gegen Russland, Dänemark, Sachsen-Polen und Preußen fast alle Besitzungen im Reich. Durch die drei Teilungen Polens 1772, 1793 und 1795 konnten Österreich und Preußen erhebliche Gebietsgewinne verzeichnen.

Die Aufklärung hielt Einzug in Preußen unter Friedrich dem Großen (der Alte Fritz), der nach den Prinzipien des aufgeklärten Absolutismus herrschte. Auch in Österreich hielt die Aufklärung unter Kaiser Joseph II. Einzug. Sie führte jedoch nicht zu Reformen, die die feudalen Machtverhältnisse erschütterten. Josephs Bruder und Nachfolger Leopold II. musste einen Teil der Reformen in den österreichischen Erblanden wieder zurücknehmen.

Das „lange 19. Jahrhundert“ 1789 bis 1918

Hauptartikel: Langes 19. Jahrhundert

Französische Revolution und „Befreiungskriege“ 1789 bis 1814

Das Heilige Römische Reich am Vorabend der Französischen Revolution 1789

Infolge der Französischen Revolution kam es 1791 zum Bündnis von Preußen und Österreich gegen Frankreich. Nach anfänglichen Erfolgen des halbherzig geführten Feldzuges geriet die Koalition nach der Niederlage von Valmy im September 1792 in die Defensive. Es folgten bis 1809 noch vier weitere Koalitionskriege gegen Frankreich.

1799 übernahm Napoleon I. in Frankreich die Macht. Österreich musste die Österreichischen Niederlande abtreten. Die linksrheinischen Gebiete Deutschlands fielen nach dem Frieden von Lunéville 1801 ebenfalls an Frankreich. Als Kompensation für ihre linksrheinischen Gebietsverluste erhielten die mittleren deutschen Fürsten 1803 im Reichsdeputationshauptschluss rechtsrheinische Gebiete ehemals reichsunmittelbarer Stände und aus Kirchenbesitz. Zudem erhielten Hessen-Kassel, Baden und Württemberg die Kurstimme, was eine protestantische Majorität im Kurverein brachte.

Da er wegen der neuen Mehrheiten unter den Kurfürsten nicht mehr sicher sein konnte, die deutsche Kaiserwürde auch weiterhin für das Haus Habsburg zu sichern, erhob sich der habsburgische Kaiser Franz II. 1804, er war gleichzeitig Erzherzog von Österreich, wie Napoleon selbst zum Kaiser von Österreich. Dieser Vorgang stellt einen Verfassungsbruch dar, da Österreich als Teilstaat des Heiligen Römischen Reiches und damit als Reichsstand nicht völlig souverän war.

1805 unterlag Österreich in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz. Es musste seine oberitalienischen Gebiete an das Königreich Italien und Vorarlberg und Tirol an Bayern abtreten. Zu Beginn des Jahres 1806 erhob Napoleon Bayern und Württemberg zu Königreichen, einige Monate später auch Sachsen. Als sich 16 deutsche Fürstenhäuser 1806 zum Rheinbund zusammenschlossen, legte Kaiser Franz II., auch unter dem Druck Napoleons, die deutsche Kaiserkrone nieder, nachdem er schon 1804 das Kaiserreich Österreich gegründet hatte, um mit Napoleons Kaiserkrönung gleichzuziehen.

Dies bedeutete das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, das 842 Jahre Bestand gehabt hatte. Diese Übergangszeit wurde auch die Franzosenzeit genannt, in der sich das Bewusstsein an die geänderten Umstände anpassen musste.

Am 16. Oktober 1806 kam es infolge des vierten Koalitionskrieges gegen Frankreich zur Niederlage Preußens in der Schlacht bei Jena und Auerstedt. Napoleons Truppen rückten daraufhin in Berlin ein. Im Frieden von Tilsit 1807 verlor Preußen die Hälfte seines Staatsgebietes, darunter unter anderen die nach der zweiten und dritten Teilung Polens erlangten Gebiete (Großpolen, Masowien und Danzig) an das Großfürstentum Warschau. Preußen blieb nur auf russische Intervention hin als gedachter „Pufferstaat“ erhalten. Ebenso musste Österreich die nach der dritten Teilung Polens besetzten Gebiete an das Großfürstentum Warschau abtreten. Der Aufstand in Tirol unter dem Freiheitskämpfer Andreas Hofer wurde von Napoléons Truppen niedergeschlagen.

In Preußen kam es aufgrund der verheerenden Niederlage zwischen 1807 und 1813 zu einer Reformbewegung (Preußische Reformen) unter Stein und Hardenberg. Die preußische Armee wurde durch Scharnhorst und Gneisenau grundlegend reformiert, ebenso das Bildungswesen von Wilhelm von Humboldt und weitere Gebiete.

Nach der Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug 1812 kam es in Preußen zu Aufständen. Als der preußische General Yorck von Wartenburg im Dezember 1812 eigenmächtig in der Konvention von Tauroggen einen Waffenstillstand mit Russland vereinbarte, verbündete sich der preußische König auf Druck der Bevölkerung mit dem Zaren gegen Frankreich.

Nach dem Beitritt Großbritanniens, Schwedens und Österreichs zum Bündnis wurde Frankreich in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 entscheidend geschlagen. Die Rheinbundstaaten wechselten daraufhin auf die Seite der Alliierten. Die Befreiungskriege gegen Napoleon führten in Deutschland zu einem neuen Nationalbewusstsein.

Im Frühjahr 1814 zogen die verbündeten Truppen in Paris ein. Napoleon wurde zur Abdankung gezwungen. Als er 1815 erneut in Frankreich die Macht an sich riss, besiegte ihn ein deutsch-britisches Heer in der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815 endgültig.

Restauration und Vormärz 1814 bis 1848

Hauptartikel: Restauration und Vormärz

Auf dem Wiener Kongress restaurierte Fürst von Metternich alte Herrschaftsformen von Gottes Gnaden

Auf dem Wiener Kongress kam es unter der Leitung Metternichs zur Neuordnung Europas. Ziel des Wiener Kongresses war die dauerhafte Sicherung des Friedens durch Schaffung eines neuen Gleichgewichts zwischen den Großmächten, aber auch die Wiederherstellung (Restauration) des alten politischen Systems. In der Heiligen Allianz vereinbarten Österreich, Preußen und Russland, alle revolutionären und nationalstaatlichen Bewegungen zu bekämpfen.

Preußen erhielt sein Gebiet aus der zweiten Polnischen Teilung samt Danzig zurück, das Rheinland, Westfalen und den nördlichen Teil Sachsens, Österreich behielt das Gebiet aus der ersten Teilung Polens (Galizien), verzichtete auf die österreichischen Niederlande und bekam dafür Venetien, die Lombardei und Gebiete auf dem Balkan. Frankreich konnte das Elsass behalten. Weiter wurde der Deutsche Bund ins Leben gerufen, dem 39 souveräne Fürsten, darunter auch die Könige Großbritanniens, Dänemarks und der Niederlande, angehörten.

Die 39 Bundesstaaten des Deutschen Bundes

Beschlussorgan des Deutschen Bundes war der Bundestag, der unter österreichischem Vorsitz in Frankfurt am Main tagte. Die Wünsche der Bevölkerung nach Schaffung eines einheitlichen deutschen Nationalstaates wurden von den Fürsten nicht berücksichtigt.

1817 versammelten sich zahlreiche Studenten auf dem Wartburgfest. Dort wurden unter dem Motto „Da alles anders gekommen, als wir es erwarten“ (aus der Sicht der Nationalisten und Liberalisten war alles schlechter gekommen als sie es sich nach der Französischen Revolution erhofft hatten) nationale Parolen gesungen, Festreden gehalten und alles „Nichtdeutsche“ bekämpft, wie etwa jüdische Bücher verbrannt. Nach der Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue durch den Studenten Karl Sand zwei Jahre später ließ Metternich 1819 in den Karlsbader Beschlüssen die Burschenschaften und alle anderen politischen Gruppierungen verbieten und führte eine umfassende Zensur ein. Letztlich konnte er aber nicht das weitere Erstarken der deutschen Nationalbewegung in der Zeit des sogenannten Vormärz verhindern. Bestärkt durch die Julirevolution in Frankreich fand die Bewegung im Hambacher Fest vom 27. bis 30. Mai 1832 mit 30.000 Teilnehmern einen neuen Höhepunkt.

Wirtschaftlich wurde Deutschland durch den am 1. Januar 1834 gegründeten Deutschen Zollverein geeint. Die einsetzende Industrialisierung und der Bau der ersten Eisenbahnlinien brachten einen wirtschaftlichen Aufschwung mit sich.

Revolution 1848/1849

Hauptartikel: Deutsche Revolution 1848/49

Jubelnde Revolutionäre nach Barrikadenkämpfen in Berlin am 19. März 1848

Die Februarrevolution 1848 in Frankreich führte in den deutschen Staaten zur Märzrevolution. In Österreich kam es zu Straßenkämpfen. Am 13. März trat Metternich zurück und floh nach Großbritannien.

Kaiser Ferdinand erließ im April 1848 eine Verfassung und gewährte dem Volk eine bewaffnete Bürgerwehr. In den von den österreichischen Habsburgern beherrschten Fürstentümern Ober- und Mittelitaliens, in Ungarn und den slawischen Gebieten kam es zu Aufständen, die aber von den Truppen des Kaisers niedergeschlagen wurden.

Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. gestattete auf Druck der Bevölkerung die Ausarbeitung einer Verfassung und gestand den Bürgern Versammlungs- und Pressefreiheit zu. Kleinere Staaten wie Baden versuchten, Unruhen durch die Berufung liberaler und nationaler Regierungsmitglieder vorzubeugen. Dennoch wurden im weiteren Verlauf der Revolution gerade Sachsen und Baden zu Zentren radikaldemokratischer Aufstände.

Anfang Mai fanden in allen Staaten Wahlen zu einer Deutschen Nationalversammlung statt. Diese wurden jedoch nur in sechs Staaten direkt gewählt. In allen anderen Staaten wurde ein indirektes Verfahren über Wahlmänner angewandt.

Im Parlament waren sowohl konservative Monarchisten als auch Liberale und Republikaner vertreten. Während Akademiker und das Bildungsbürgertum dominierten, hatten Arbeiter und Bauern im Parlament keine Vertreter.

Am 18. Mai kam es zur Bildung einer vorläufigen Zentralregierung unter der Leitung eines Reichsverwesers. Die Regierung wurde von den deutschen Fürsten anerkannt, war wegen fehlender eigener Armee, Polizei und Beamtenschaft aber weitgehend machtlos.

Die Nationalversammlung musste nun die Grenzen eines zukünftigen deutschen Nationalstaates festlegen. Favorisiert wurde zuerst die sogenannte großdeutsche Lösung. Da Österreich aber nur unter Einschluss seines gesamten Gebietes dazu bereit war, entschied man sich für die kleindeutsche Lösung. Diese sah die Bildung eines deutschen Staates unter Ausschluss Österreichs vor.

Am 28. März 1849 wurde die sogenannte Paulskirchenverfassung verabschiedet, die einen Bundesstaat mit zentraler Regierung unter Leitung eines erblichen Kaisertums und einem Reichstag als Legislative vorsah. Die Verfassung bildete eine Grundlage für die Weimarer Verfassung und das Grundgesetz. Weiter wurde ein allgemeines Wahlrecht vereinbart.

Nachdem der preußische König Friedrich Wilhelm IV. am 3. April 1849 die Kaiserkrone ablehnte, zogen die meisten deutschen Staaten ihre Abgeordneten aus Frankfurt zurück. Aufstände in Dresden, der Pfalz und Baden zur Erzwingung der Verfassung wurden niedergeschlagen.

Eine Minderheit der Abgeordneten widersetzte sich einer Abberufung und tagte in Stuttgart weiter. Die letzten Revolutionäre ergaben sich am 23. Juli in Rastatt. Die Verfassung konnte somit nie in Kraft treten. Zahlreiche in der Folge politisch Verfolgte wanderten vor allem nach Amerika aus.

Reaktionsära und Norddeutscher Bund 1849 bis 1871

Hauptartikel: Reaktionsära und Norddeutscher Bund

In der Folge wurden während der Revolution gemachte Zugeständnisse rückgängig gemacht. In Österreich errichtete Schwarzenberg ein neoabsolutistisches Regime. In anderen Bundesstaaten wie in Preußen blieben einige Errungenschaften wie die Verfassungen und die Gewerbefreiheit erhalten.

Equilibrist der Macht innen und außen: Otto von Bismarck

1849 wurde der Deutsche Bund wiedergegründet. Gemeinsam wandten sich die Staaten insbesondere mit koordinierten polizeilichen Maßnahmen während der Reaktionsära gegen die Opposition. Nach der Zulassung von politischen Zusammenschlüssen 1860 entstanden in Deutschland neue Parteien und Gewerkschaften. 1863 gründete Ferdinand Lassalle den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, der schließlich in der bis heute bestehenden Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) aufging.

1859 begann der Preußische Verfassungskonflikt, der 1862 zur Ernennung Otto von Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten und zu einer Stärkung des Königs gegenüber dem Parlament führte.

1864 kam es zum Krieg Preußens und Österreichs gegen Dänemark. Auslöser war die Annexion Schleswigs durch Dänemark. Mit Zustimmung der europäischen Großmächte eroberten beide deutsche Staaten die Herzogtümer Holstein, das bereits seit dem frühen Mittelalter zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und nach 1815 auch zum Deutschen Bund gehört hatte und lediglich vom dänischen König regiert wurde, und Schleswig.

Aufstieg und Fall eines Gründers in der Gründerzeit: Bethel Henry Strousberg spannte in guten Jahren ein Eisenbahnnetz über Preußen und halb Europa

Den 1866 folgenden Deutschen Krieg gegen den vom Kaisertum Österreich angeführten Deutschen Bund konnte das Königreich Preußen durch seinen Sieg bei Königgrätz für sich entscheiden. Es annektierte das Königreich Hannover, das Herzogtum Nassau, Kurhessen, Hessen-Homburg, Schleswig-Holstein und Frankfurt. Der Deutsche Bund löste sich auf. Darüber hinaus wurde der Norddeutsche Bund unter Führung Preußens gegründet. Die Unabhängigkeit Bayerns, Württembergs und Badens wurde auf Drängen Frankreichs anerkannt.

Im Anschluss kam es zu Spannungen zwischen Frankreich und Preußen. Anlass für den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 war die Kandidatur Leopolds von Hohenzollern auf den spanischen Königsthron. Napoléon III. provozierte den Krieg, indem er Gebiete am Rhein forderte, und Bismarck reagierte mit der Emser Depesche. Nach der Kriegserklärung durch Frankreich konnte Preußen alle deutschen Staaten und die übrigen europäischen Großmächte auf seine Seite ziehen. Das Frankreich Napoléons III. wurde durch den Sieg bei Sedan zur Kapitulation gezwungen. In Paris bildete sich daraufhin eine republikanische Regierung, die die Forderungen Preußens ablehnte.

Dieses hatte eine Fortsetzung des Krieges zur Folge, der erst 1871 mit der Kapitulation Frankreichs endete. Im Frieden von Frankfurt am Main wurde Frankreich zur Abtretung Elsass-Lothringens (→ Reichsland Elsaß-Lothringen) und zur Zahlung einer Kriegsentschädigung verpflichtet.

Kaiserreich 1871 bis 1918

Hauptartikel: Deutsches Kaiserreich

Das Deutsche Reich 1871

Durch das Zugeständnis der Reservatrechte konnte Bismarck die süddeutschen Staaten zum Beitritt zum Norddeutschen Bund bewegen. Die Gründung des dadurch entstandenen Deutschen Reiches wurde am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Schloss Versailles vollzogen. Der preußische König Wilhelm I. erhielt den Titel eines Deutschen Kaisers.

Die Reichsverfassung von 1871 betonte das monarchische Element. Damit war aber die Zukunft Deutschlands entscheidend vom Geschick seiner Kaiser abhängig. Preußen verfügte über zwei Drittel der Landfläche und Bevölkerung und damit über ein Vetorecht bei Verfassungsänderungen im Bundesrat.

Bismarck verfolgte eine Politik wechselnder Bündnispartner (siehe auch Tendenzpolitik). Im Rahmen des Kulturkampfes von 1871 bis 1886 gegen die katholische Kirche verbündete Bismarck sich mit den Liberalen. Wenngleich einige Maßnahmen nach Beendigung des Kulturkampfes wieder zurückgenommen wurden, blieben zum Beispiel die Einführung der Zivilehe und die staatliche Aufsicht über das Schulwesen erhalten.

Einen weiteren Gegner Bismarcks stellten die Sozialisten dar. Die Stimmung in der Öffentlichkeit nach einem Attentat auf Kaiser Wilhelm I. nutzte Bismarck 1878 zur Durchsetzung der Sozialistengesetze. Diese konnten die Verbreitung sozialistischer Ideen aber nicht verhindern.

Parallel dazu versuchte Bismarck, durch eine Sozialgesetzgebung einer Radikalisierung der Arbeiter entgegenzuwirken. So wurde 1883 eine Krankenversicherung, 1884 eine Unfallversicherung und 1889 eine Rentenversicherung eingeführt. Weitergehende Forderungen der Sozialdemokraten lehnte Bismarck aber ab.

Wirtschaftlich wurde infolge des durch die Reichsgründung entstandenen einheitlichen Wirtschaftsraums und begünstigt durch die französischen Zahlungen von Kriegsentschädigung ein rasantes Wirtschaftswachstum ausgelöst. Dieses mündete aber 1873 in die Wirtschaftskrise („Gründerkrach“).

Außenpolitisch verfolgte Bismarck eine Politik des Gleichgewichts der Großmächte. Durch den Aufstieg zur stärksten Großmacht auf dem Kontinent weckte Deutschland die Ängste seiner Nachbarn. Um Bündnisse der übrigen Großmächte gegen Deutschland zu verhindern, baute Bismarck mit diplomatischem Geschick ein Bündnissystem auf, das auf eine Isolierung Frankreichs hinauslief.

Um die Ängste der übrigen Großmächte zu dämpfen, verzichtete Bismarck nach der Krieg-in-Sicht-Krise 1875 auf territoriale Erweiterungen, stellte als Konzession an den Zeitgeist jedoch 1884 die kolonialen Erwerbungen deutscher Kaufleute unter den Schutz des Reiches. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Kolonien blieb jedoch gering.

Im Dreikaiserjahr 1888 starb Wilhelm I. und Wilhelm II. folgte seinem Vater Friedrich III., der todkrank nur 99 Tage regiert hatte. Als 1890 Wilhelm II. Bismarck als Reichskanzler entließ, folgte eine Kurswende in der deutschen Außenpolitik. Im Gegensatz zu seinem zurückhaltenden Vorgänger nahm der neue Kaiser die Außenpolitik selbst in die Hand (persönliches Regiment). Das führte zunehmend zu einer Isolation Deutschlands.

Die Innenpolitik war stark vom Strukturwandel und der sozialen Frage geprägt. Reichskanzler Caprivi (1890–1894) verfolgte einen Kurs sozialer Reformen. Weitere politische Reformen scheiterten jedoch.

Die Kanzlerschaft von Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1894–1900) brachte zwar innenpolitisch die Verabschiedung des Bürgerlichen Gesetzbuches, 1896 aber auch eine weitere Verschärfung des Konfliktes mit der Sozialdemokratie (Zuchthausvorlage), außenpolitisch den Beginn der imperialistischen deutschen Weltpolitik bei einer versuchten Wiederannäherung an Russland und einer Verschlechterung der Beziehungen zu Großbritannien (Krüger-Depesche, Samoa-Konflikt, Flottenwettrüsten). Der Selbstherrlichkeit des Kaisers konnte der alte Kanzler kaum etwas entgegensetzen. Unter dem Nachfolger Bernhard von Bülow (1900–1909), der die kaiserlichen Ambitionen offen unterstützte, nahm allerdings durch die „Daily-Telegraph-Affäre“ auch das Ansehen Wilhelms II. Schaden. Die Beziehungen zu England und Russland verschlechterten sich weiter. Der nächste Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg (1909–1917) versuchte einen Ausgleich mit England, konnte jedoch das Bündnissystem nicht durchbrechen. England hatte sich in Kolonialfragen mit Frankreich ausgeglichen, die Balkanfrage brachte Russland an die Seite der beiden Westmächte. Mit dem Deutschen Reich verbündet blieben Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich.

Erster Weltkrieg

Hauptartikel: Erster Weltkrieg

Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo löste schließlich den Ersten Weltkrieg aus. Nicht nur der Einfluss der Politik, auch die Macht des Kaisers schwand zusehends, faktisch regierte die Oberste Heeresleitung unter Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff. An der Ostfront siegreich, verschlechterte sich im Laufe des Stellungskrieges an der Westfront die Versorgungslage zusehends. Als im Oktober 1918 noch einmal die Flotte gegen die Royal Navy auslaufen sollte, meuterten die Matrosen.

Der Kieler Matrosenaufstand breitete sich innerhalb weniger Tage über ganz Deutschland aus und wurde zur Novemberrevolution. Am 9. November verkündete Reichskanzler Max von Baden die Abdankung des Kaisers. Wilhelm II. beugte sich dieser Entscheidung und ging ins Exil. Max von Baden übergab die Regierungsgewalt an Friedrich Ebert. Am Nachmittag rief der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die Republik aus.

Das „kurze 20. Jahrhundert“ – von der Weimarer Republik bis zur Wiedervereinigung

Hauptartikel: Kurzes 20. Jahrhundert

Weimarer Republik (1919–1933)

Hauptartikel: Weimarer Republik

Das Deutsche Reich 1919–1937

Am 10. November 1918 bildete sich mit dem Rat der Volksbeauftragten eine provisorische Regierung. Am 11. November wurden durch einen Waffenstillstand die Kampfhandlungen eingestellt. Am 16. Dezember 1918 fand in Berlin der sogenannte Reichsrätekongress statt.

Zahlreiche Reformen traten in Kraft, das Frauenwahlrecht und der Achtstundentag wurden eingeführt. Der Spartakusaufstand im Januar 1919 wurde von Freikorps niedergeschlagen. Die kommunistischen Anführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden dabei ermordet. Bis Mitte 1919 wurden auch alle weiteren Versuche, sozialistische Räterepubliken in Deutschland zu etablieren, von Reichswehr– und Freikorpsverbänden gewaltsam niedergeschlagen. Zuletzt geschah dies am 2. Mai 1919 mit der Münchner Räterepublik.

Am 19. Januar wurde die Nationalversammlung gewählt. Sie trat nicht im unruhigen Berlin, sondern in Weimar zusammen. Die Nationalversammlung wählte Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten und Philipp Scheidemann zum Reichskanzler. Nach der Weimarer Verfassung war das Deutsche Reich eine parlamentarische Demokratie. Sie sah allerdings einen starken Reichspräsidenten (sogenannter ‚Ersatzkaiser‘) vor und konnte durch eine qualifizierte Mehrheit vollständig geändert werden.

Am 28. Juni musste Deutschland im Versailler Vertrag zahlreiche Gebiete abtreten sowie seine Kolonien dem Völkerbund unterstellen. Die Vereinigung Deutschlands mit Österreich wurde untersagt. Deutschland und seinen Verbündeten wurde die alleinige Kriegsschuld gegeben und es wurden Reparationsforderungen gestellt. Das Saarland war dem Völkerbund unterstellt und das Rheinland entmilitarisierte Zone. Außerdem gab es massive Beschränkungen für die deutsche Armee. Der damals als „Schanddiktat“ empfundene Versailler Vertrag und die Dolchstoßlegende waren ein schweres Erbe für die entstandene deutsche Republik, die als „Republik ohne Republikaner“ bezeichnet wurde. Demokratische Reformen in Militär, Justiz und Verwaltung wurden versäumt.

Lise Meitner und Otto Hahn schufen mit ihrer Forschung Theorie und Werkzeug für die erste Kernspaltung in Berlin

1920 kam es zum Kapp-Putsch und zu mehreren politischen Morden. Bei den Reichstagswahlen gab es große Stimmengewinne für extreme Parteien. Gemäß dem Versailler Vertrag fanden in einigen Grenzgebieten Volksabstimmungen über die zukünftige Gebietszugehörigkeit statt. Im nördlichen und mittleren Teil des ehemaligen Herzogtums Schleswig gab es jeweils eine Volksabstimmung: der Norden kam daraufhin zum Königreich Dänemark und wird seitdem Nordschleswig genannt, das mittlere und südliche Schleswig blieb bei Deutschland. Nach einer Volksabstimmung vom 11. Juli blieben die Bezirke Allenstein und Marienwerder überwiegend beim Freistaat Preußen. Am 20. September kamen Eupen und Malmedy (bei Aachen) zu Belgien, nachdem eine Eintragung der Bewohner in öffentliche Listen eine entsprechende Mehrheit ergeben hatte.

1921 wurde die Reichswehr geschaffen. Oberschlesien wurde nach einer zum Teil von gewaltsamen Auseinandersetzungen geprägten Volksabstimmung zwischen Deutschland und Polen geteilt (1920–22). 1922 begannen Deutschland und die Sowjetunion diplomatische Beziehungen im Vertrag von Rapallo.

Im Januar 1923 besetzten französische Truppen das Ruhrgebiet, um ausstehende Reparationsforderungen einzutreiben. Die Reichsregierung unterstützte den ausbrechenden Ruhrkampf. In den folgenden Monaten kam es zu einer galoppierenden Inflation, die erst im November durch eine Währungsreform beendet wurde.

Bayern wurde zum Sammelbecken rechter, konservativer Kräfte. In diesem Klima vollzog sich der Hitlerputsch. Adolf Hitler wurde zwar festgenommen und verurteilt, aber bereits nach wenigen Monaten wieder freigelassen.

1924 begann eine Phase der relativen Stabilität. Trotz aller Konflikte schien die Demokratie zu siegen. Die Neuordnung der Währung und die im Gefolge des Dawes-Plans gewährten Kredite leiteten die Goldenen 20er Jahre ein.

Im Februar 1925 starb der erste Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD), als Nachfolger wurde Paul von Hindenburg (Generalfeldmarschall im Ersten Weltkrieg) gewählt.

Der deutsche Außenminister Gustav Stresemann versuchte gemeinsam mit Aristide Briand eine Annäherung an Frankreich und eine Revision des Versailler Vertrags, was sich im Locarnovertrag 1925 und der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund 1926 zeigte.

Der Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 1929 leitete den Anfang vom Ende der Weimarer Republik ein. 1932 überschritt die Arbeitslosenzahl sechs Millionen.

Ab 1930 wurde Deutschland von Präsidialkabinetten ohne Rückhalt im Parlament regiert.

Es kam zu einer Radikalisierung der politischen Lage und zu Straßenschlachten zwischen der NSDAP und der KPD. 1931 schlossen sich rechte Kräfte in der Harzburger Front zusammen, die NSDAP wurde bei den Reichstagswahlen vom 31. Juli 1932 stärkste Kraft. Am 28. Januar 1933 erklärte der Reichskanzler Kurt von Schleicher seinen Rücktritt.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg (1933–1945)

Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler: Dies markierte das Ende der Weimarer Republik und den Beginn der Diktatur des Nationalsozialismus, der eine Variante des Faschismus war. Hindenburg löste den Reichstag auf und setzte Neuwahlen an. Nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 schränkte eine Notverordnung von Reichspräsident Hindenburg die Grundrechte ein. Die KPD wurde verboten und viele ihre Mitglieder verhaftet. Das sogenannte Ermächtigungsgesetz gab der Regierung dazu uneingeschränkte Gesetzgebungsbefugnisse. Danach wurden innerhalb kurzer Zeit auch die restlichen demokratischen Parteien verboten, wenn sie sich nicht selbst auflösten. Die ersten Konzentrationslager zur Inhaftierung politischer NS-Gegner, vor allem von Kommunisten und Sozialdemokraten, entstanden.

In den folgenden Monaten wurden die bisherigen Länder gleichgeschaltet, ebenso die Presse und die Gewerkschaften. Im April begann der Boykott jüdischer Geschäfte und die Entfernung jüdischer Beamter aus dem Staatsdienst. Im Juni/Juli wurden die evangelischen Landeskirchen in einer Reichskirche unter Leitung eines Reichsbischofs zusammengeschlossen. Die „Deutschen Christen“ propagierten ein „judenreines“ Evangelium und waren „dem Führer ergeben“. Als Gegenbewegung bildete sich im September innerhalb der evangelischen Kirche der Pfarrernotbund, aus dem im Juni 1934 die Bekennende Kirche hervorging. In ihr sammelten sich evangelische Christen, die Übergriffe des Staates auf die evangelische Kirche und zum Teil den Nationalsozialismus als solchen ablehnten (unter anderem Dietrich Bonhoeffer, Martin Niemöller, Gustav Heinemann). Mit dem Vatikan schloss Deutschland ein Konkordat, das die Stellung der katholischen Bischöfe in Deutschland sicherte und de facto zugleich eine Zurückhaltung der katholischen Kirche mit Kritik am Nationalsozialismus zusicherte (mit einer Reihe von Ausnahmen, z. B. Kardinal von Galen).

1934 wurde die Justiz gleichgeschaltet. Durch politische Morde nach dem angeblichen Röhm-Putsch – so wird der Vorgänger im Amt als Reichskanzler Kurt von Schleicher mit seiner Frau ermordet – erstickte Hitler auch jede mögliche Opposition auch innerhalb der NSDAP und entmachtete die SA zugunsten der Wehrmacht. Er ließ sich außerdem nach Hindenburgs Tod am 2. August zum „Führer“, Reichskanzler und obersten Befehlshaber ernennen. Die Reichswehr wurde nun auf ihn persönlich vereidigt. Auch die Berufsbeamten mussten einen „Führereid“ ablegen, sodass regimekritische Akademiker ihre Ämter verloren.

Braindrain mit Gewalt: führende Vertreter der Wissenschaften wie Emmy Noether werden vertrieben

NS-Marschkolonne mit Hakenkreuzfahnen auf dem Rückweg vom Reichsparteitag (vermutlich 1938) an der Stadtgrenze Fürth/Nürnberg, antijüdische Propaganda am Ortsschild und Kinder mit Hitlergruß. Im Hintergrund ein Fabrikgebäude der „arisierten“, zuvor jüdischen Firma J. W. Spear.

In der folgenden Zeit wurde das gesamte gesellschaftliche Leben von NS-Organisationen wie Hitler-Jugend, Deutsche Arbeitsfront und KdF durchdrungen. Maßnahmen wie der Autobahnausbau, die teilweise schon von Vorgängerregierungen vorbereitet oder begonnen worden waren, beseitigten die Arbeitslosigkeit. Die Kriegsvorbereitung, für die der Autobahnbau keine Rolle spielte, sicherte danach den wirtschaftlichen Aufschwung; zu einer wesentlichen Steigerung des Lebensstandards kam es aber wegen der Priorität der Aufrüstung nicht.

1935 wurde das Saarland nach einer Volksabstimmung wieder ins Deutsche Reich integriert. Auf dem Reichsparteitag wurden die Nürnberger Rassengesetze beschlossen, die die Ausgrenzung und Isolierung der Juden begründeten.

1936 marschierten deutsche Truppen in das entmilitarisierte Rheinland ein, womit Deutschland den Versailler Vertrag brach. Im August fanden in Berlin die Olympischen Spiele statt, die Hitler als Propagandabühne für die Weltöffentlichkeit nutzte. Ein Vierjahresplan von 1936 sollte Deutschland bis spätestens 1940 kriegsbereit machen. Das Regime unterstützte ab 1936 zusammen mit Mussolinis Italien auch militärisch den faschistischen General Franco im Spanischen Bürgerkrieg gegen die dortige Republik. Für Hitler bot der spanische Bürgerkrieg die Gelegenheit, die Einsatzfähigkeit seines Militärs im Kriegsfall zu testen.

1938 erwirkte Hitler den Anschluss Österreichs und im Münchner Abkommen den Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich. Daraufhin schloss Josef Stalin mit Adolf Hitler den Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. Am 9. November inszenierten die Nationalsozialisten die Reichspogromnacht und legten in zahlreichen Synagogen Feuer. Als Zivilpersonen getarnte SA– und SS-Angehörige misshandelten und ermordeten viele Juden unter den Augen der Polizei, die meist stillhielt.

Im März 1939 marschierten Hitlers Truppen auch in die sogenannte „Rest-Tschechei“ und das Memelland ein. Ihr Angriff auf Polen am 1. September 1939 löste dann den Zweiten Weltkrieg aus. Am 3. September erklärten zunächst Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg. Nach dem Sieg der Wehrmacht und der Roten Armee über Polen wurde dessen Westteil zum deutschen Generalgouvernement erklärt, während die Sowjetunion den Ostteil des Landes besetzte. So teilten Hitler und Stalin Polen infolge ihres Paktes untereinander auf.

Im „Blitzkrieg“ folgten schnelle deutsche Besetzungen von Dänemark, Norwegen, den Beneluxstaaten und Frankreich 1940. Hitlers Popularität in der deutschen Bevölkerungsmehrheit war auf ihrem Höhepunkt. Die geplante Invasion Großbritanniens (Unternehmen Seelöwe) misslang jedoch, weil die deutsche Luftwaffe in der Luftschlacht um England trotz intensiver Bombardierung strategischer Ziele (Flugplätze, Radarstationen, Luftrüstungsindustrie) nicht die völlige Lufthoheit über Großbritannien erringen konnte und das Erringen dieser als die wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Invasion der britischen Inseln angesehen wurde.

1940/41 eroberte die Wehrmacht mit den Streitkräften Italiens, Ungarns und Bulgariens gemeinsam Jugoslawien und Griechenland. Beide Länder wurden unter den verbündeten Diktaturen aufgeteilt. Ihrer Eroberung folgte ab 1943 jedoch ein zermürbender Partisanenkrieg. Mit zur Unterstützung Italiens entsandte Deutschland im Januar 1941 das Afrikakorps in die damalige italienische Kolonie Libyen.

Am 22. Juni überfiel Deutschland die Sowjetunion. In dem als Blitzkrieg geplanten „Unternehmen Barbarossa“ drangen Wehrmacht und Waffen-SS bis vor Moskau und Leningrad vor. Im Winter 1941/42 kam sie jedoch vor Moskau ins Stocken.

Am 11. Dezember 1941 erklärte Deutschland den USA, die Großbritannien und seit Juli 1941 die UdSSR mit Gütern versorgten, den Krieg.

Im Verlauf einer neuen Offensive im Osten im Sommer 1942 drangen Wehrmacht und Waffen-SS bis an den Don und in den Kaukasus vor. Die Schlacht um Stalingrad im Winter 1942/1943 war einer der Wendepunkte des Krieges. Bis Ende 1943 hatte die Sowjetunion weite Gebiete zurückerobert. Am 13. Mai 1943 mussten die Achsenmächte (Deutschland und Italien) in Nordafrika kapitulieren.

Großdeutsches Reich 1944

Inzwischen war der Holocaust, der von langer Hand geplante beispiellose Völkermord an den Juden, im Gang. Schon seit September 1941 mussten Juden den Judenstern tragen. Nach ihrer Entrechtung, Enteignung, Ghettoisierung und Massenerschießungen an jüdischen Zivilisten in den eroberten Ostgebieten beschlossen die führenden Nationalsozialisten im Januar 1942 auf der Wannseekonferenz die „Endlösung der Judenfrage“. In extra dazu errichteten Vernichtungslagern („Aktion Reinhard“) im besetzten Osten Europas wie Auschwitz, Treblinka oder Majdanek wurde die Ermordung der Juden nun industriell betrieben. Bis zum Kriegsende wurden etwa 6 Millionen europäische Juden ermordet, von denen die Juden in Polen mit über 3 Millionen Opfern den größten Anteil stellten.

Sinti und Roma waren weitere Opfergruppen des gezielten Völkermords. Massenmorde wurden auch an anderen, in der nationalsozialistischen Ideologie als „Untermenschen“ eingestuften Völkern, insbesondere den Polen und Russen begangen.

Buchenwald bei Weimar am 24. April 1945.

Schon vor dem Völkermord an den Juden in seiner industrialisierten Form nach der Wannseekonferenz hatten die Nationalsozialisten bei der sogenannten Aktion T4 im Rahmen ihres „Euthanasieprogramms“, der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ die Methode der „Vergasung“ von größeren Menschengruppen in den Jahren zwischen 1939 und 1941 getestet. Diesem „Programm“ waren etwa 100.000 geistig, psychisch und körperlich behinderte Menschen in mehreren deutschen Behindertenanstalten zum Opfer gefallen. Der mutige öffentliche Einsatz des katholischen Bischofs von Münster Clemens August Graf von Galen gegen die Ermordung der Behinderten hatte schließlich zur Einstellung des NS-Euthanasieprogramms geführt.

Ab 1939 (Angriff auf Krefeld) begann der Bombenkrieg der Alliierten auf deutsche Städte, durch den etwa 760.000 Zivilisten ums Leben kamen. Ab Ende 1944 flohen viele Deutsche aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches vor der anrückenden Roten Armee. 1944 konnte diese weite Teile von Südosteuropa erobern. Am 6. Juni begann die Invasion der westlichen Alliierten in der Normandie, nachdem sie schon zuvor nach der Landung auf Sizilien von Süden her Italien eroberten und gegen Deutschland im Vormarsch waren. Am 20. Juli scheiterte ein Attentat und ein Putschversuch von Wehrmachtsangehörigen und Mitgliedern der Widerstandsgruppe des Kreisauer Kreises gegen Hitler.

Auch in anderen Kreisen der Bevölkerung regte sich der Widerstand. Waren es in den Jahren 1933/1934 noch Aktivisten der verbotenen SPD und KPD, die mit Flugblättern Zeichen setzten, so opponierten jetzt Jugendliche und Studenten gegen die nationalsozialistische Führung und gegen den Krieg. Viele Jugendliche waren der Uniformierung überdrüssig und hoben sich durch betont englische Kleidung, lässiges Gehabe oder sowjetrussische Widerstandslieder von den „angepassten“ und „gleichgeschalteten“ Leuten ab. So entstanden beispielsweise „Die Schlurfs“, die „Proletenmeute“, die „Kittelbachpiraten Gladbeck“ und die bekannte Gruppe der „Edelweißpiraten“, die mit den üblichen rigorosen Maßnahmen bekämpft wurden. In mehreren Städten gab es Jugendkonzentrationslager.

Gebietseinbußen Deutschlands 1919 und 1945

Ende 1944 und Anfang 1945 beschlossen die Alliierten die Aufteilung Deutschlands nach dem Krieg. Nach Beginn ihrer Winteroffensive am 12. Januar 1945 eroberte die Rote Armee Ostpreußen, Pommern und Schlesien und holte vielfach die fliehende Zivilbevölkerung ein. Im April erreichten die sowjetischen Truppen die Reichshauptstadt und es kam zur Schlacht um Berlin. Hitler tötete sich am 30. April im Bunker der Reichskanzlei, nachdem er testamentarisch Admiral Karl Dönitz zu seinem Nachfolger als Reichspräsident und Oberbefehlshaber der Wehrmacht bestimmt hatte. Neben Hitler töteten sich in der Folge auch andere führende Funktionäre, so Joseph Goebbels, Heinrich Himmler. Am 7. Mai 1945 schließlich unterzeichnete Generaloberst Jodl – von Dönitz hierzu autorisiert – die bedingungslose Gesamtkapitulation der deutschen Wehrmacht, die, durch Unterzeichnung einer weiteren Kapitulationsurkunde ratifiziert, am Tag darauf in Kraft trat.

Der Zweite Weltkrieg, den Deutschland in Europa entfesselt hatte, dauerte in Südostasien, wo der Krieg schon 1937 vom mit Deutschland im Antikomintern-Pakt verbündeten Japan ausgelöst worden war, noch bis zum 12. August 1945 an. Er forderte insgesamt etwa 60 Millionen Tote.

In den letzten Kriegsmonaten und im Anschluss an die Besetzung wurden die meisten noch verbliebenen Deutschen v. a. im Rahmen der Westexpansion Polens aus Ost- und Ostmitteleuropa vertrieben, insgesamt mehr als 12 Millionen Menschen. Infolge der Vertreibungen wurden ca. 2,1 Millionen Deutsche in den Tod getrieben und Tausende ermordet.

Das geteilte Deutschland

Die mit der Kapitulation besiegelte Niederlage des „Dritten Reiches“ war als historische Zäsur noch durchdringender als der Weltkriegsausgang 1918.[7] Für Deutschland führte sie nicht nur zum faktischen Verlust aller Gebiete jenseits von Oder und Neiße, die seit der mittelalterlichen Ostsiedlung unter deutsche Hoheit gelangt waren, sondern auch zur Aufteilung des verbleibenden Territoriums in Besatzungszonen der vier Siegermächte, die die Gesamtverantwortung für „Deutschland als Ganzes“ zunächst im Rahmen des Alliierten Kontrollrats gemeinsam ausübten. Das in den Kalten Krieg übergehende, durch systembedingte politische und wirtschaftlich Interessenkonflikte verursachte Zerwürfnis zwischen den drei westlichen Mächten und der Sowjetunion bewirkte einen über viereinhalb Jahrzehnte sich erstreckenden Teilungsprozess nicht nur mit der Entwicklung der beiden deutschen Staaten, sondern auch bei ihren jeweiligen Bürgern. Zwar bestand ein Bewusstsein für Zusammengehörigkeit der Deutschen bei vielen DDR-Bewohnern fort, wie sich 1989/90 zeigen sollte; die unterschiedlichen Sozialisations– und Lebensbedingungen in Ost und West wirken aber auch nach erfolgter Wiedervereinigung in vielen Bereichen des individuellen und gesellschaftlichen Lebens nach, wie es grob vereinfachend in dem Bild von der „Mauer in den Köpfen“ zwischen „Ossis“ und „Wessis“ zum Ausdruck kommt. Auch darin zeigen sich Spätfolgen jener von den Siegermächten auferlegten Neuordnung der Verhältnisse in Deutschland, die dem bitteren Ende des „totalen Krieges“ nationalsozialistischer Prägung folgte.

Besatzungszeit 1945 bis 1949

Die vier Besatzungszonen gemäß dem Potsdamer Abkommen, das freie Saarland und die unter polnische und sowjetische Verwaltung gestellten deutschen Ostgebiete (Stand: Juni 1947 bis April 1949)

Das Ende von Krieg und NS-Herrschaft wurde zur Befreiung für die Vielzahl der vom Regime Verfolgten, in Lagern Internierten und tödlich Bedrohten, darunter neben Juden auch deportierte Zwangsarbeiter hauptsächlich östlicher Herkunft und Kriegsgefangene sowie die unterschiedlich motivierten Widerständler und inneren Emigranten. Auch für die übrige deutsche Bevölkerung ging nun die Schreckenszeit der nächtlichen Luftangriffe und der schließlich sogar nach innen gerichteten Zerstörungswut Hitlers und seiner Gefolgsleute zu Ende, die weder Industrieanlagen noch Elektrizitätswerke oder überhaupt eine überlebenswichtige Einrichtung unzerstört den Alliierten überlassen wollten und die den „Verbrannte-Erde-Befehl“ ihres Führers möglichst gründlich umzusetzen trachteten.[8] Mancher Empfänger widersinniger Befehle und Durchhalteparolen verweigerte nun die Selbstaufopferung und suchte die eigene Haut zu retten. Für die Mehrheit der Deutschen, darunter Vertriebene, Ausgebombte, Hungernde und vergewaltigte Frauen mit ihren Familien, überwog das Erlebnis des Zusammenbruchs und des damit einhergehenden Elends.

Die von den Hauptsiegermächten auf der Potsdamer Konferenz getroffenen Vereinbarungen sahen für Deutschland eine grundlegende Abkehr von den NS-Strukturen in verschiedener Hinsicht vor: Demokratisierung, politische Dezentralisierung und strikte Entmilitarisierung, verbunden mit einer wirtschaftlichen Dekartellierung und einem Demontageprogramm. Die Demontagen industrieller Anlagen sollten die Kriegsschäden der Anti-Hitler-Koalition zum Teil ausgleichen, was insbesondere die Sowjetunion in ihrer Besatzungszone, der SBZ, in die Tat umsetzte. Ebenfalls beschlossen wurden Maßnahmen zur Entnazifizierung der deutschen Gesellschaft. Haupt- und Mitverantwortliche in NSDAP, Staatsapparat und Wirtschaft sollten je nach ihrer Belastung zur Rechenschaft gezogen, aus ihren Positionen entfernt und bestraft werden. Die überlebenden Hauptverantwortlichen wurden in den Nürnberger Prozessen der Kriegsverbrechen und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt und je nach Beweislage und Größe der Schuld zu Freiheitsstrafen oder zum Tode verurteilt, einige freigesprochen. Für die breite Bevölkerung in den Westzonen wurde ein Entnazifizierungsverfahren entwickelt, das mit umfangreichen Fragebögen und Spruchkammern zur Ermittlung der mehr oder minder Belasteten, der Mitläufer und der Entlasteten führen sollte. Der Anteil der auf diese Weise als belastet eingestuften Personen war gering.[9] In der SBZ gab es keine Fragebogenaktion, aber einen intensiv und anhaltend propagierten Antifaschismus sowie mehr als eine halbe Million Entlassungen früherer Nazis bis 1948. Dennoch waren beispielsweise mehr als die Hälfte aller Schuldirektoren in der DDR Anfang der 1950er Jahre ehemalige Nationalsozialisten.[10]

Emblem der SED

Politisch und wirtschaftlich stellten die Besatzungsmächte die Weichen in ihren Zonen jeweils im Sinne der eigenen Zielvorstellungen und Systemlogik. Während in der SBZ schon 1945 eine Bodenreform zur Enteignung von Großgrundbesitzern und zur Schaffung kleinbäuerlicher Existenzen durchgeführt wurde, unterblieb derartiges im Westen. Dafür intervenierte die amerikanische Besatzungsmacht gegen eine in der hessischen Landesverfassung vorgesehene Option zur Sozialisierung hauptsächlich von Grundstoffindustrien.

Je deutlicher der Ost-West-Gegensatz sich im weltpolitischen Maßstab ausbildete, desto klarer schlug er sich auch in der Deutschlandpolitik der Großmächte nieder. Während die sowjetische Besatzungsmacht die Zwangsvereinigung der beiden Arbeiterparteien SPD und KPD in ihrer Zone durchsetzte und freie Wahlen nach ersten SED-Misserfolgen für die Zukunft ausschloss, unterstützten die Westmächte die Ausbildung konkurrierender Parteien im Rahmen eines demokratischen Pluralismus. Die Gründung diverser Parteien auch in der SBZ hatte dagegen nur scheinbar eine demokratische Funktion. Es galt von vornherein das aus Moskau von der Gruppe Ulbricht für den ostdeutschen Wiederaufbau mitgebrachte Motto: „es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.“[11]

General Dwight D. Eisenhower und Lt. General Lucius D. Clay auf dem Flugplatz Gatow in Berlin

Westdeutschland hingegen wurde, dem antikommunistischen Kurs der Truman-Doktrin folgend, mit Marshallplan-Hilfen wirtschaftlich in die Lage versetzt, alsbald wieder eine wichtige Rolle unter den kapitalistischen Ökonomien der westlichen Welt zu spielen. Darauf bereitete 1947 auch bereits der Zusammenschluss der amerikanischen und britischen Besatzungszone zur Bizone vor, die mit französischer Beteiligung im April 1949 zur Trizone erweitert wurde. Mit der Londoner Sechsmächtekonferenz im März 1948 wurden von westlicher Seite die Weichen für die Gründung eines von der SBZ separierten deutschen Teilstaats gestellt, was den Protest der Sowjetunion hervorrief und ihren Auszug aus dem Alliierten Kontrollrat zur Folge hatte. Die Währungsreform in den Westzonen und in den Westsektoren Berlins im Juni 1948 beantwortete die sowjetische Besatzungsmacht mit einer Währungsreform in der SBZ und in Ost-Berlin sowie mit der Blockade der Zugänge nach West-Berlin, sodass die Bewohner von jeglicher Versorgung abgeschnitten zu werden drohten. Oberbürgermeister Ernst Reuter gelang es, den amerikanischen Militärgouverneur Lucius D. Clay vom Freiheitswillen und von der engen Bindung der West-Berliner an die Westalliierten zu überzeugen und für die Errichtung der Berliner Luftbrücke gemeinsam mit der britischen Royal Air Force zu gewinnen.

In den an die Ministerpräsidenten der westdeutschen Länder am 1. Juli 1948 übergebenen Frankfurter Dokumenten formulierten die Westmächte ihre Forderungen und Bedingungen bezüglich der Gründung eines westdeutschen Staates. In zwei Konferenzen bis zum Monatsende (Rittersturz-Konferenz und Niederwaldkonferenz) gaben die an einem Fortbestehen der Einheit Deutschlands orientierten westdeutschen Länderverantwortlichen dieser Aufforderung unter der Bedingung nach, dass der zu errichtende Weststaat als ein Provisorium anzulegen sei und das Ziel einer späteren Wiedervereinigung aller Deutschen in einem Staat ausdrücklich erhalten bliebe. Mit der Ausarbeitung eines Grundgesetzes statt einer Verfassung beauftragt wurde deshalb nach Vorarbeiten durch den Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee anstelle einer Verfassunggebenden Versammlung ein Parlamentarischer Rat, der in Bonn zusammentrat. Das von den westdeutschen Ländern bis auf Bayern ratifizierte und von den Militärgouverneuren der Westmächte genehmigte Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. Mai 1949 verkündet.

In Reaktion auf diese Vorgänge und parallel dazu fanden auch in der SBZ Vorbereitungen für die Gründung eines separaten Staates nach sowjetischen Leitlinien statt: Aus der Volkskongressbewegung ging ein von SED-Mitgliedern dominierter Deutscher Volksrat hervor, der einen SED-nahen Verfassungsentwurf präsentierte und beschloss, den wiederum der Dritte Deutsche Volkskongress verabschiedete. Damit war der Weg in die staatliche Teilung Deutschlands festgelegt.

Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1990

Bundeskanzler Konrad Adenauer mit Theodor Heuss, zwei Tage nach dessen Verabschiedung am 14. September 1959

Bei den Wahlen zum ersten Deutschen Bundestag am 14. August 1949 erlangten die neu formierten bürgerlichen Parteien von CDU/CSU, FDP und DP Stimmanteile, die dazu ausreichten, den bereits im Parlamentarischen Rat zum Präsidenten gewählten CDU-Vorsitzenden Konrad Adenauer mit einer Stimme Mehrheit (seiner eigenen) zum Bundeskanzler zu wählen. Die SPD um Kurt Schumacher und Carlo Schmid war danach für gut anderthalb Jahrzehnte die führende Oppositionspartei. Erster Bundespräsident wurde der FDP-Vorsitzende Theodor Heuß.

Die Gründungsphase der Bundesrepublik Deutschland stand anhaltend im Zeichen der Kriegsfolgenbewältigung und des wirtschaftlichen Wiederaufbaus. Nachdem die Trümmerfrauen den Schutt abgetragen hatten, die allgemeine Versorgungslage sich stabilisiert hatte und Lebensmittelmarken wie Schwarzmarktbeschaffungen nicht mehr gebraucht wurden, ging es in Politik und Alltag um die Beseitigung von Wohnraumnot und um die Herstellung einer funktionierenden sozialen Marktwirtschaft. Deren Motor und leitender Verfechter war bereits seit seiner Zeit als Wirtschaftsdirektor der Bizone Ludwig Erhard, nun Wirtschaftsminister im Kabinett Adenauer und später dessen Nachfolger als Bundeskanzler. Erhards Weichenstellung mit der Freigabe der Preise wurde bis 1950 auf eine harte Probe gestellt, als die Arbeitslosenzahlen von 1948 (400.000) auf über zwei Millionen anstiegen. Erst als der Preisauftrieb der Korea-Krise in einen Korea-Boom überging, der die unausgelasteten Produktionskapazitäten der westdeutschen Industrie ins Spiel brachte, die Exportwirtschaft ankurbelte und den Durchbruch zu anhaltendem Wirtschaftswachstum brachte, kam das sogenannte Wirtschaftswunder in Gang. Vollbeschäftigung, wachsender Wohlstand und der Durchbruch zur Konsumgesellschaft waren die Folge.[12]

Aus dem wirtschaftlichen Boom entstanden Verteilungsspielräume, die sich auch sozialpolitisch niederschlugen. Nicht nur höhere Löhne und Einkommenssteigerungen, sondern auch die Beteiligung der Rentner an den Zuwächsen durch Einführung der dynamischen Rente 1957 sorgten dafür, dass Arbeiterschaft, Gewerkschaften und Sozialdemokratie nun nicht mehr auf Zerschlagung, sondern auf Zähmung des Kapitalismus durch Ausbau des Sozialstaats setzten. Ein starker Impuls in Richtung auf eine ausgleichende Sozialpolitik in der deutschen Nachkriegsgesellschaft war aber mit der nötigen Integration der Millionen von Vertriebenen aus dem osteuropäischen Raum von vornherein gesetzt. Speziell darauf zielte das Lastenausgleichsgesetz von 1952, das durch langzeitlich verteilte, mäßige Vermögensabgaben der Nichtgeschädigten die mittellos Hinzugekommenen u. a. mit Eingliederungshilfen, Hausratentschädigung und Aufbaudarlehen unterstützte.

Außenpolitisches Hauptziel der Regierung Adenauer nach dem Petersberger Abkommen war in den Anfangsjahren der Bundesrepublik die Wiederherstellung der vollen staatlichen Souveränität gegenüber den westlichen Siegermächten. Dies kam in einer von wechselseitigen Interessen bestimmten starken Westbindung der Bundesrepublik zum Tragen, die 1951 zur Schaffung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl führte und damit den Grundstein für die heutige Europäische Union legte. Mit dem Inkrafttreten der Pariser Verträge 1955 wurde die angestrebte Souveränität erlangt und im Zuge dessen durch den Deutschlandvertrag das Besatzungsstatut beendet. Die Rechte der Alliierten wurden durch – erheblich eingeschränkte – Vorbehaltsrechte abgelöst.[13] Zur Wiederbewaffnung des westdeutschen Staates hatte bereits der Koreakrieg auch gegen erheblichen inneren Widerstand (Ohne mich-Bewegung) Anlass gegeben. 1955 wurde die Bundesrepublik nun Mitglied des westlichen Verteidigungsbündnisses NATO. Die vormaligen Besatzungsmächte behielten – künftighin als Schutzmächte – eigene militärische Standorte und Einrichtungen im Bundesgebiet. Zudem entstanden die Kasernen und Übungsplätze der neu gegründeten Bundeswehr. In der Deutschlandpolitik verfolgte Adenauer strikt einen Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik für alle Deutschen und die staatliche Nichtanerkennung der DDR. Mit der Hallstein-Doktrin suchte man diesen Kurs auch anderen Staaten aufzunötigen. Gegenüber der DDR-Schutzmacht Sowjetunion jedoch zeigte man sich flexibel, da anders Adenauer bei seinen Moskauer Verhandlungen 1955 die Rückkehr der restlichen deutschen Kriegsgefangenen aus sowjetischen Arbeitslagern kaum hätte erreichen können.

Einen neuen, wirksamen Anstoß zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit erhielt die deutsche Öffentlichkeit seit Anfang der 1960er Jahre mit dem Eichmann-Prozess in Jerusalem und den vor deutschen Gerichten stattfindenden Prozessen gegen die Verantwortlichen in den deutschen Vernichtungslagern der SS, so z. B. die Auschwitzprozesse. Der Deutsche Bundestag debattierte und beschloss 1965 die Verlängerung der Verjährungsfrist für Mord und Beihilfe zum Mord in der NS-Zeit. In Teilen der bundesdeutschen Gesellschaft (insbesondere unter Studenten und Akademikern) setzte zeitlich parallel ein Bewusstseins- und Wertewandel ein. Amerikanisch geprägte Kulturmuster traten an die Stelle der im nationalen Rahmen herkömmlichen. Gegenüber „neuen“ Werten wie Emanzipation, in Sonderheit der Frauen gegenüber Männern, Partizipation und Lebensqualität traten die im industriegesellschaftlichen Rahmen funktionalen Werte wie Disziplin, Zuverlässigkeit und Unterordnungsbereitschaft zurück.[14]

Das Bildungswesen war seit der von Georg Picht ausgerufenen Bildungskatastrophe in Gärung begriffen. Geballter Studentischer Protest, der gegen die überkommene Ordinarienuniversität mit Parolen wie: „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“ aufbegehrte, weitete sich zur umfassenden Gesellschaftskritik aus, die sich gegen die unaufgearbeitete NS-Vergangenheit der Vätergeneration und gegen die Verabschiedung der Notstandsgesetze, gegen die amerikanische Kriegführung in Vietnam, gegen das kapitalistische System und die Ausbeutung der Dritte-Welt-Länder durch die westlichen Industriestaaten richtete. Wichtigster Träger der Protestbewegung war die sogenannte 68er-Generation. Einschneidende, die Proteste radikalisierende Ereignisse waren der Tod des Studenten Benno Ohnesorg durch die Kugel eines Polizisten 1967 und das Attentat 1968 auf Rudi Dutschke, den wichtigsten Theoretiker der Studentenbewegung.

Schmidt 1981 während eines Besuchs in der DDR mit Erich Honecker

Auch auf der Regierungsebene kam Mitte der 1960er Jahre ein Wandel in Gang: In der Großen Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger gelangte die SPD erstmals zur Regierungsbeteiligung; in der sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt wurde sie zur führenden politischen Kraft. „Mehr Demokratie wagen“, hieß es in der Regierungserklärung als Motto für einen nun einsetzenden Prozess gesellschaftspolitischer Reformen, darunter die Ausweitung von Bildungschancen durch Einführung des BAföG, die Senkung des Wahlalters, eine Reform des Strafrechts, die Neuregelung von Schwangerschaftsabbrüchen (§ 218 StGB) sowie ein Betriebsverfassungsgesetz zwecks Mitbestimmung von Arbeitnehmervertretern. Die 68er-Bewegung spaltete sich zeitlich parallel in unterschiedliche politische Richtungen auf, teils, indem diverse kommunistische inspirierte Untergruppierungen gebildet wurden, deren Mitgliedern alsbald „Berufsverbote“ drohten, teils in Gestalt reformorientierter Verfechter der Systemveränderung, die den „Marsch durch die Institutionen“ antraten. Randliche Splittergruppen hielten eine Gewalteskalation für das geeignete Mittel zur Herstellung einer revolutionären Situation. Daraus entwickelte sich der Terrorismus der RAF, der zu einer ernsten Herausforderung für die Regierung von Bundeskanzler Helmut Schmidt wurde. Wirksames Krisenmanagement wurde Schmidt auch wirtschaftspolitisch abverlangt, vor allem hinsichtlich der Folgenbewältigung des Ölpreisschocks, der Ende 1973 die von nahöstlichen Ölimporten abhängigen westlichen Industrieländer traf. Nach Jahren üppigen Wirtschaftswachstums geriet die Bundesrepublik bei steigenden Arbeitslosenzahlen 1975 in eine Rezession.

Zu einem Regierungswechsel kam es jedoch erst 1982 wieder, als die Gemeinsamkeiten der sozialliberalen Koalition in der Sozial- und Wirtschaftspolitik aufgebraucht waren und die FDP unter der Führung Hans-Dietrich Genschers im Rahmen eines konstruktiven Misstrauensvotums die Wahl des Oppositionsführers Helmut Kohl zum Bundeskanzler unterstützte. Die im März 1983 folgenden Neuwahlen brachten nicht nur die Bestätigung für die neue christlich-liberale Koalition, sondern auch den erstmaligen Einzug der Grünen in den Bundestag. Sie stellten ein Sammelbecken dar für die Neue Linke, für die Frauenbewegung, für Friedensbewegte angesichts der Nachrüstungsdebatte wie für ökologisch Interessierte, Umweltschützer, und Atomkraftgegner, zumal unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986. Mit diesen Themen, unangepassten Formen des Auftretens und einer akzentuierten Gleichstellungspolitik von Frauen und Männern wurden sie für die Altparteien im parlamentarischen Alltag zur Herausforderung. Die mit der Einrichtung einer Bundesstelle für Umweltangelegenheiten bereits in der Regierung Brandt begonnene Umweltschutzpolitik fand in der Schaffung des Bundesumweltministeriums durch die Regierung Kohl 1986 ihre Fortsetzung.

Denkmal mit Plakette, die Brandts Kniefall darstellt, auf dem Warschauer Willy-Brandt-Platz

Doch vor allem in der Außenpolitik ist über alle Regierungswechsel zu Zeiten der Bundesrepublik hinweg die Kontinuität gewahrt worden. Die Westanbindung blieb das feste Fundament auch nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 und trotz des danach einsetzenden Bemühens, zu einem Modus vivendi mit den östlichen Machthabern zu gelangen. Die von der Regierung Brandt-Scheel initiierte neue Ostpolitik, die zur vertraglichen Anerkennung des Status quo u. a. gegenüber der Sowjetunion, der Volksrepublik Polen und der DDR führte und im Gegenzug Erleichterungen des innerdeutschen Reise- und Besucherverkehrs sowie einen vertraglich abgesicherten Status für West-Berlin erbrachte, wurde auch von der Regierung Kohl-Genscher bruchlos fortgesetzt. Dies zeigte sich auch beim Besuch Erich Honeckers 1987 in der Bundesrepublik, dem ersten und einzigen eines DDR-Staatsoberhaupts.

Auf die mit dem Mauerfall am 9. November 1989 in Gang kommende Dynamik reagierte der mit dem Ziel der deutschen Wiedervereinigung stets eng verbundene Kanzler Kohl situationsangepasst flexibel. Dem am 28. November im Deutschen Bundestag vorgetragenen 10-Punkte-Programm zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas folgte am 19. Dezember 1989 ein Treffen mit dem neuen DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow in Dresden und am Nachmittag eine Massenkundgebung, die für Kohl den dringlichen Einheitswunsch der Ostdeutschen unterstrich. Er verließ Dresden „mit der Überzeugung, daß das Regime der DDR vor dem Zusammenbruch stand und es keine Alternative mehr gab zu einer Wiedervereinigung in möglichst naher Zukunft.“[15]

Deutsche Demokratische Republik (1949–1990)

Gründung der Deutschen Demokratischen Republik bei der 9. Volksratsitzung im Jahre 1949 in Berlin

Von der aus dem Deutschen Volksrat hervorgegangenen „provisorischen Volkskammer“ wurden am 11. Oktober 1949 Wilhelm Pieck zum Staatspräsidenten und Otto Grotewohl zum Ministerpräsidenten der DDR-Regierung gewählt (Wahlen zur Volkskammer fanden erstmalig am 15. Oktober 1950 statt, und zwar nach dem Einheitslistenprinzip). Tatsächliches politisches Machtzentrum aber war das SED-Politbüro, das sich die Kontrolle über alle wichtigen Initiativen und Beschlüsse von Volkskammer und Regierung vorbehielt. Den größten persönlichen Einfluss auf die Ausgestaltung der Herrschaftsverhältnisse in den Anfangsjahren der DDR übte der im Juli 1950 zum Generalsekretär der SED gewählte Walter Ulbricht aus. Nach dem Prinzip des Demokratischen Zentralismus’ wurden nicht nur die wichtigen Weichenstellungen innerhalb des engsten SED-Führungszirkels getroffen, sondern auch für die nachgeordneten Organisationen von Partei und Staat mit bindender Wirkung durchgesetzt. Auf dieser Linie wurden dann auch die politisch einflusslosen Länder in der DDR im Juli 1952 aufgelöst und durch 14 Bezirke ersetzt, die ihrerseits von den zugehörigen SED-Gliederungen dominiert wurden, ebenso wie die den Bezirken untergeordneten 217 Kreise. Wichtigster Hebel zur Durchsetzung der Parteilinie in der Praxis war die Kaderpolitik der SED, mittels derer alle wichtigen Positionen in Staat und Gesellschaft durch Personen besetzt wurden, die den spezifischen Eignungskriterien laut SED-Vorgaben entsprachen.[16]

Mao, Stalin und Ulbricht, 1949

Ebenfalls dem sowjetischen Muster folgend, wurde die Wirtschaft mit dem ersten Fünfjahresplan 1951 zentralistisch ausgerichtet;[17] im Folgejahr wurden die ersten Volkseigenen Betriebe (VEB) und die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) gebildet. Zugleich erhöhte die SED den Druck auf alle von den Parteivorgaben Abweichenden innerhalb und außerhalb der SED durch Kriminalisierung und gerichtliche Aburteilung der Widersacher.[18] Ausspähung und Bereitstellung belastenden Materials wurde dabei hauptsächlich von den Mitarbeitern des 1950 gegründeten Ministeriums für Staatssicherheit (kurz: MfS oder „Stasi“) übernommen, dem „Schild und Schwert“ der Partei bis zum Ende der DDR.

Tatsächlich gab es Widerstand während der gesamten vier Jahrzehnte, in denen die DDR existierte.[19] Eine breite Volkserhebung gegen das SED-Regime gab es vor 1989 jedoch nur einmal, und zwar in der Frühphase aus Protest gegen verstärkten Leistungsdruck am Arbeitsplatz. Durch Erhöhung der Arbeitsnormen sollten vor allem die hohen Rüstungskosten gedeckt werden, die im Zuge der beiderseitigen deutschen Wiederbewaffnung als Folge des Korea-Kriegs und der Verhärtung im Ost-West-Konflikt anfielen. Nachdem der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 mit Hilfe sowjetischer Militärs und Panzer niedergeschlagen war, kam es bis zum Bau der Berliner Mauer 1961 zu Flüchtlingszahlen in Größenordnungen, die die wirtschaftliche Existenz der DDR gefährdeten. Als die Fluchtmöglichkeit entfiel, bot sich dem SED-Regime einerseits die Möglichkeit, den Ausbau der sozialistischen Gesellschaft zu forcieren; für das Gros der DDR-Bewohner andererseits galt es nun, sich in den bestehenden Verhältnissen einzurichten und mit dem System zu arrangieren.

Erich Honecker (links) und Leonid Breschnew

In der nach innen gerichteten Kulturpolitik schwankte die SED-Führung je nach aktuellen politischen Opportunitäten zwischen Phasen einer verhaltenen Liberalisierung – auch in Bezug auf westliche Einflüsse – und solchen rigider ideologischer Verhärtung. Die mit dem Prager Frühling 1968 aufkeimenden Hoffnungen auf einen mit mehr Freiheiten verbundenen Reformsozialismus wurden durch Intervention der Staaten des östlichen Militärbündnisses unter Mitwirkung der DDR zerstört. Als im Mai 1971 Erich Honecker mit sowjetischer Unterstützung seinen politischen Ziehvater Ulbricht in der DDR-Staatsführung ablöste, war die soziale Revolution in der DDR bereits im Wesentlichen durchgeführt, und die visionär-utopischen Erwartungen verblassten. Vielmehr wurde nun die „Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft“ im Rahmen des „realen Sozialismus’“ propagiert.[20]

FDJ-Studenten als Erntehelfer im Bezirk Leipzig im August 1978

Als gestaltende Kraft setzte man dabei auf die „sozialistische Persönlichkeit“, die definitionsgemäß über „umfassende politische, fachliche und allgemeinwissenschaftliche Kenntnisse verfügt, einen festen, von der marxistisch-leninistischen Weltanschauung geprägten Klassenstandpunkt besitzt, sich durch hohe geistige, physische und moralische Qualitäten auszeichnet, vom kollektiven Denken und Handeln durchdrungen ist und aktiv, bewusst und schöpferisch den Sozialismus mitgestaltet.“[21] Der Heranbildung solcher Persönlichkeiten diente das gesamte Erziehungs- und Bildungswesen in der DDR, nicht nur in den Schulen, sondern auch in den parteinahen Jugendorganisationen: zum einen die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ mit den 6–10-jährigen Jungpionieren und den 10–14-jährigen Thälmannpionieren; zum anderen die Freie Deutsche Jugend (FDJ) für die 14–25-Jährigen, die während der Ära Honecker zwei Drittel bis vier Fünftel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen einschloss.[22] Neben Flaggenappellen, ideologischen Unterweisungen, dem Liedersingen, Schießübungen und Zeltlagern wurde auch zum Mitmachen bei sogenannten Jugendobjekten angehalten. Das waren Arbeitseinsätze vielfältiger Art, die sich 1974 auf 68.370 Objekte richteten und 854.912 Jugendliche beschäftigten.[23] Mit der an den schulischen Rahmen angebundenen Jugendweihe, die – bis auf wenige mit meist starker kirchlicher Bindung – die Jugendlichen in der DDR auf ein sozialistisches Gelöbnis verpflichtete, prägte sich in der DDR ein nachhaltig wirksames eigenes Brauchtum aus.[24] Die von Honecker betonte Bedeutung der Landesverteidigung und Grenzsicherung für alle Bereiche der Gesellschaft war ein weiteres Sondermerkmal der DDR, in der ab 1978 an allen Schulen ein obligatorischer Wehrunterricht erteilt wurde.[25]

Für die Förderung der Berufstätigkeit von Frauen gab es in der DDR nicht nur das Postulat der Geschlechtergleichberechtigung, sondern auch eine von der verbliebenen männlichen Bevölkerung nicht zu füllende Arbeitskräftelücke. Zur Förderung eines hohen Beschäftigungsgrades der Frauen trugen verschiedene Maßnahmen bei, insbesondere der Aufbau eines umfassenden Kinderbetreuungssystems mit Krippen, Kindergärten und Betreuungsangeboten nach Schulschluss. Kindergelderhöhungen, erweiterter Mutterschaftsurlaub und Arbeitsplatzgarantien wirkten ebenfalls daran mit, dass die Geburtenfreudigkeit von 1973 bis 1980 um ein Drittel anstieg.[26] Am Arbeitsplatz waren Frauen wie Männer zu Kollektiven zusammengefasst, die im sozialistischen Wettbewerb, typischerweise als Brigaden, durch eine hohe Produktivität Prämien erlangen konnten. Der Zusammenhalt solcher Kollektive erstreckte sich aber auch auf außerbetriebliche Aktivitäten wie gemeinsame Geburtstagsfeiern, Ausflüge, Ausstellungs- und Theaterbesuche sowie auf ein Sich-Kümmern um Probleme und Sorgen einzelner Mitglieder. Im Zuge des vom Staat dergestalt organisierten Arbeits- und gesellschaftlichen Lebens „schrieb sich das Kollektiv als Team, als Schule der Kommunikation und ihrer Grenzen, als Hort arbeiterlicher Gemeinschaftserfahrung und sozialer Kontrolle in die Alltagserfahrung der DDR ein.“[27]

Doch auch in Fragen des Urlaubs, der Mobilität und der Versorgung mit Konsumgütern war man davon abhängig, was die staatliche Planung vorsah und was produziert und angeboten wurde. Trotz subventionsbedingt niedriger Preise etwa bei Grundnahrungsmitteln, öffentlichen Verkehrsmitteln, Mieten und Büchern wurde die DDR oft als fehlgesteuerte Mangelwirtschaft erlebt: Weil es vieles oft nicht gab, stellte man sich in die Schlange, um auf Vorrat zu kaufen, was man vielleicht aktuell gar nicht brauchte. Wer aber Zugang zu westlichen Devisen hatte, war besser dran als der Rest. Denn er konnte zum Beispiel im Intershop bekommen, was anderen versagt blieb. Zum Teil lange Wartezeiten fielen an bei der Verteilung nachgefragter Urlaubsplätze durch den Feriendienst des FDGB, bei der bedarfsgerechten Wohnraumvergabe und bei der Auslieferung von Kraftfahrzeugen. Die reguläre Wartefrist auf den mit 13.000 Mark der DDR noch erschwinglichsten, etwa ein durchschnittliches Jahreseinkommen kostenden Kleinwagen Trabant betrug in der DDR-Spätphase 14 Jahre.[28]

Das „Weltniveau“ in der Produktion zu erreichen und mitzubestimmen, lautete die von der DDR-Führung ausgegebene Parole im Streben um innere und äußere Anerkennung. Hinsichtlich letzterer wurden in der ersten Hälfte der 1970er Jahre wichtige Fortschritte erzielt, als man im Verhältnis zur Bundesrepublik Deutschland den Grundlagenvertrag, die beiderseitige Einrichtung Ständiger Vertretungen in Bonn und Ost-Berlin sowie ein devisenträchtiges Transitabkommen aushandelte. Mit der Aufnahme beider deutscher Staaten in die Vereinten Nationen erlangte die DDR international einen gleichberechtigten Status, der durch die Mitunterzeichnung der KSZE-Schlussakte 1975 noch unterstrichen wurde. Durch gezielte Förderung sportlicher Nachwuchstalente und des Hochleitungssports erzielte die DDR in manchen Bereichen international herausragende Erfolge, etwa bei Olympischen Spielen.

Dass die innergesellschaftliche Akzeptanz des SED-Regimes gleichwohl prekär blieb, zeigte die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann 1976, die zu einer breiten Protestwelle führte und vielfach resignative Tendenzen hinsichtlich der Reformierbarkeit des Herrschaftssystems bestärkte. Mit Berufung auf die Menschenrechtsgarantien der KSZE-Schlussakte stellten immer mehr Bürger einen Antrag auf legale Ausreise aus der DDR. Waren es 1984 ca. 32.000 Antragsteller, die neben z. T. jahrelangen Wartezeiten auch eine drastische gesellschaftliche Ausgrenzung in Kauf nahmen, so wuchs die Anzahl 1988 auf über 110.000 an.[29] Die Situation war aber noch in anderer Hinsicht instabil. Denn der im Vergleich zu allen anderen Ostblockstaaten am höchsten entwickelte Lebensstandard der DDR-Bevölkerung beruhte auf einer zunehmend dramatischen Staatsverschuldung, die ausweglose Züge annahm, weil die SED-Führung unter Honecker an den vielfältigen Subventionen keine Abstriche machen wollte, um nicht zusätzliche Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu schüren. Nach der drastischen Kürzung sowjetischer Öllieferungen 1981 nahm die Krise der DDR-Staatsfinanzen immer dramatischere Züge an, die auch durch westdeutsche Devisenzuflüsse aus Handel und Verträgen sowie durch wiederholte Milliardenkredite nur kurzfristig überbrückt werden konnten: „Allein Improvisationskunst und der westliche Devisentropf vermochten die marode Planwirtschaft noch halbwegs am Laufen zu halten.“[30] Trotzdem verschlechterte sich die Versorgungslage der Bevölkerung merklich, selbst bei Waren des täglichen Bedarfs; und die notwendigen Investitionen zur Substanzerhaltung bei Wohnungsbauten und Industrieanlagen blieben aus, was der Volksmund bitter kommentierte: „Ruinen schaffen ohne Waffen!“[31]

Montagsdemonstration am 8. Januar 1990 in Leipzig.

In der nach dem Mauerbau erwachsen gewordenen Generation bildeten sich Protestgruppen aus, die neue Themen und Positionen besetzten, sich mit Rüstungseskalation und Umweltzerstörung, mit den Ursachen von Verelendung in der Dritten Welt und mit den Perspektiven eines Europas ohne Grenzen befassten, eine international orientierte Friedensbewegung, die sich in Kleingruppen lokal organisierte und als Kern einer vielfach unter kirchlichem Schutz und Zuspruch sich entwickelnden Bürgerrechtsbewegung bereitstand, als Michail Gorbatschow mit Glasnost und Perestroika die Vorzeichen sowjetischer Politik änderte und die sozialistischen „Bruderstaaten“ zu eigenverantwortlicher Zukunftsgestaltung anhielt.[32] Indem die DDR-Führung daraufhin jede Kursänderung ablehnte und daran ging, sogar sowjetische Medien zu zensieren und deren Abonnenten zu düpieren, geriet sie zunehmend in die Isolation.

Dem Problemandrang – aus finanzwirtschaftlichen Problemen, sich verschlechternder Versorgungslage der Bevölkerung, einer wachsenden Protestbewegung gegen die Kommunalwahlfälschungen vom Mai 1989 und den über die seit Juni offene ungarische Grenze massenhaft abströmenden DDR-Bewohnern – hatte die nun auch mit Desillusionierten und Unzufriedenen in den Reihen der SED konfrontierte Staatsführung außer örtlichen Gewaltübergriffen, Internierungen und Gewaltandrohung nichts mehr entgegenzusetzen. Nach dem Triumph der Leipziger Montagsdemonstranten am 9. Oktober und dem Fall der Berliner Mauer infolge des Massenansturms vom 9. November 1989 war die SED-Herrschaft herkömmlicher Art am Ende. Doch auch die nach den Machtwechseln von Honecker über Egon Krenz zu Hans Modrow neu ausgerichtete und nun von Bürgerrechtlern mitgestaltete DDR selbst ging binnen eines Jahres im wiedervereinigten Deutschland auf.

Vereintes Deutschland seit 1990

Die Ostdeutschen bewirkten mit ihrer friedlichen Revolution nicht nur den Zusammenbruch der SED-Herrschaft, sondern nahmen nach der Grenzöffnung mit einer Akzentverschiebung ihrer zentralen Parole bei den fortgesetzten Montagsdemonstrationen mehrheitlich auch deutlich Kurs auf ein wiedervereinigtes Deutschland. Hatte man die DDR-Obrigkeit vordem mit dem Ruf „Wir sind das Volk!“ in die Schranken gewiesen, so demonstrierte man nun vorwiegend mit der Parole „Wir sind ein Volk!“ für die deutsche Einheit. Artikel 23 des Grundgesetzes der alten Bundesrepublik garantierte die Möglichkeit eines geschlossenen Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland.[33] Wer es als Ostdeutscher besonders eilig hatte, in der Bundesrepublik anzukommen, konnte das aber auch durch Übersiedlung unverzüglich in die Tat umsetzen. Anfang 1990 schwoll die Zahl der diese Möglichkeit Nutzenden in einer für beide Staaten auf unterschiedliche Weise problematischen Größenordnung an. Die ohnehin auf Vereinigungskurs ausgerichtete Regierung Kohl arbeitete ihrerseits energisch auf die Herstellung der Einheit Deutschlands hin und wurde durch den Ausgang der Volkskammerwahl vom März 1990 darin bestärkt, in der die Allianz für Deutschland mit dem künftigen CDU-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière triumphierte. Schon zum 1. Juli wurde eine Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vereinbart und durchgeführt. Der mit den vier Siegermächten des Zweiten Weltkrieges ausgehandelte Zwei-plus-Vier-Vertrag bildete den äußeren Grundstein der Einheit Deutschlands; der von Volkskammer, Bundestag und Bundesrat ratifizierte Einigungsvertrag schuf die inneren Voraussetzungen dafür, dass es am 3. Oktober 1990 zur deutschen Wiedervereinigung kam.

Der Reichstag als Symbol der „Berliner Republik

In der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl im Dezember 1990 und nochmals 1994 wurde die christlich-liberale Koalition unter Bundeskanzler Helmut Kohl bestätigt, die den Vereinigungsprozess wesentlich gestaltet hatte. Mit knapper Mehrheit (338 zu 320 Stimmen) beschloss der Bundestag am 20. Juni 1991, Bonn als Regierungssitz aufzugeben und Regierung und Parlament nach Berlin zu verlegen. Seit 1999 tagt der Deutsche Bundestag im von Grund auf renovierten Reichstagsgebäude in Berlin. Seit September 1999 ist auch die Bundesregierung endgültig in Berlin angesiedelt.

Innenpolitisch absolut vorrangig und wie der gesamte Vereinigungsprozess mit enormen Kosten verbunden, war während der 1990er Jahre der Aufbau Ost. In den neuen Bundesländern wurde die verkehrliche Infrastruktur modern ausgebaut und die Sanierung von Bausubstanz und Industriebetrieben, wo nicht abrissreif, vorangetrieben. Der Umbau hin zu marktwirtschaftlichen Strukturen mit Hilfe der Treuhandanstalt wurde in hohem Tempo und unter Abwicklung der unverkäuflichen bzw. als unrentabel geltenden Betriebe durchgeführt; und die in DDR-Zeiten durch industrielle Schadstoffeinträge aus veralteten Produktionsanlagen ökologisch besonders belasteten Gewässer und Regionen wurden den Erfordernissen des Umweltschutzes angepasst. Der „Vereinigungsboom“ kam wesentlich den Unternehmen in der alten Bundesrepublik zugute, während die angestammten Produktangebote aus DDR-Zeiten nun kaum noch Abnehmer fanden. Der wirtschaftliche Restrukturierungsprozess in den neuen Bundesländern brauchte Zeit und verlief regional unterschiedlich erfolgreich. Die Arbeitslosenquoten in ostdeutschen Bundesländern lagen mitunter doppelt so hoch wie in den alten Ländern, die durch Partnerschaften und Aushilfe mit qualifiziertem Verwaltungspersonal die Anpassung der neuen Länder an die administrativen, juristischen, wirtschaftlichen und politischen Standards der Bundesrepublik unterstützten.

Die konzentrierten Anstrengungen und finanziellen Transferleistungen, die zur Angleichung der Lebensverhältnisse im Osten Deutschlands aufgewendet wurden, rückten mit dem Abklingen des vereinigungsbedingten Wirtschaftsaufschwungs einen unterdessen eingetretenen Reformstau ins Bewusstsein. Mehrere Reformvorhaben der Bundesregierung scheiterten an der rot-grünen Mehrheit im Bundesrat (sogenannte „Blockade“). Der lange Zeit vielerorts unergiebige ostdeutsche Arbeitsmarkt hatte auch eine fortgesetzte Abwanderung gerade junger Menschen zur Folge, die im Westen Beschäftigung suchten – ein anhaltendes demographisches Problem in den strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands. Teils gibt es dort auch verstärkt rechtsextremistische Tendenzen. Andererseits ist die sozial benachteiligte Lage vieler Ostdeutscher ein wichtiger Grund für die vergleichsweise starke Stellung der in Die Linke aufgegangenen „Partei des Demokratischen Sozialismus“ (vormals SED) in den neuen Bundesländern.

Gerhard Schröder, erster Bundeskanzler einer rot-grünen Koalition in Deutschland, bei einer Wahlkampfveranstaltung im August 2004

Bei der Bundestagswahl 1998 wurde die CDU/CSU-FDP-Koalition unter Kohl abgelöst. Die neue Bundesregierung aus SPD und Bündnis 90/Die Grünen (rot-grüne Koalition) ging unter Bundeskanzler Gerhard Schröder eine Reihe umstrittener Reformen an. Allgemein wurde das Thema Ökologie stärker gewichtet, beispielsweise mit dem Beginn des Atomausstiegs oder mit Gesetzesinitiativen zur Reduzierung von Treibhausgasen. Die Regierung setzte auch erste Ansätze für richtungsweisende Veränderungen in der Sozial-, Renten- und Gesundheitspolitik (siehe Agenda 2010) durch. Mittels der Einnahmen aus der Ökosteuer gelang es, die Lohnnebenkosten (Rentenversicherungsbeiträge) zu reduzieren. Im Zuge der schon in den 1990er Jahren für die Volkswirtschaften weiter gewachsenen Bedeutung des Weltmarkts, der sogenannten Globalisierung, verlagerten aber vor allem größere Unternehmen Produktionskapazitäten in sogenannte Billiglohnländer, sodass die Arbeitslosenquote zunächst weiterhin hoch blieb. Mit dem auf wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zielenden Hartz-Konzept zur Neuordnung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe konnte die rot-grüne Koalition aber nur Teile der eigenen Wählerschaft überzeugen.

Infolge der von Bundeskanzler Schroeder nach Wahlschlappen in verschiedenen Bundesländern nicht turnusgemäß herbeigeführten und verlorenen Bundestagswahl 2005 kam es zur Bildung der zweiten Großen Koalition in der bundesdeutschen Geschichte aus CDU/CSU und SPD und zur Regierung Merkel/Müntefering. Mit Angela Merkel, aufgewachsen in der DDR, bekleidet erstmals eine Frau das Amt des Bundeskanzlers.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und José Barroso 2007 in Berlin anlässlich des 50. Jahrestags der Römischen Verträge

Im Jahr 2008 geriet Deutschland in den Sog einer weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, die im Wesentlichen durch eine zu sorglose Kreditgewährung insbesondere im Bereich der Immobilienbankgeschäfte in den USA ausgelöst wurde. Durch den damit einhergehenden Vertrauensverlust im Bankensektor ging die Kreditvergabe der Banken auch für Unternehmen in weiten Bereichen zurück. Der Bundesregierung gelang es, mithilfe zahlreicher finanz- und wirtschaftspolitischer Maßnahmen der Krise entgegenzuwirken. Nach der Bundestagswahl 2009 wurde verabredungsgemäß eine schwarz-gelbe Koalition aus CDU und FDP gebildet, die zur Regierung Merkel/Westerwelle führte.

Das wiedervereinigte Deutschland ist ein souveräner Staat. Die Truppen der Vier Mächte sind zum größten Teil abgezogen, die noch verbliebenen Militäreinheiten der Westalliierten haben keinerlei Hoheitsbefugnisse mehr und unterliegen dem NATO-Truppenstatut. Die Zustimmung der vormaligen Siegermächte zur deutschen Wiedervereinigung war an Zusagen der deutsche Bundesregierung geknüpft, den Prozess der europäischen Integration nachhaltig weiter zu fördern. Diese Ausrichtung wurde auch in die veränderte Präambel des Grundgesetzes eingetragen. Mit der Unterzeichnung des Vertrages von Maastricht 1992 wurde die Europäische Gemeinschaft (EG) in die mit erweiterten Kompetenzen ausgestattete Europäische Union (EU) überführt. Der Vertrag stellte auch die Weichen für die Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung, des Euro. Mit klarer Unterstützung der Bundesregierung wurde zudem die EU-Osterweiterung beschlossen, die 2004 in Kraft trat.

Aus der Lösung der deutschen Frage 1990 sind neue Erwartungen und Ansprüche an eine verantwortlich mitgestaltende Rolle Deutschlands bei der Aufrechterhaltung des Weltfriedens, bei der militärischen Umsetzung von UN-Resolutionen wie auch hinsichtlich der Beteiligung an Militäreinsätzen der NATO erwachsen. Nach der Wiedervereinigung beteiligte sich die Bundeswehr erstmals an Auslandseinsätzen, so zum Beispiel nach den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 am Krieg in Afghanistan. Eine Beteiligung am Irak-Krieg lehnte die Regierung Schröder / Fischer dagegen ab. Mit der in den letzten Jahren deutscherseits erhobenen Forderung nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat, die gleichfalls mit der gewachsenen internationalen Rolle und Verantwortungsbereitschaft Deutschlands begründet wird, ist die Bundesregierung einstweilen nicht durchgedrungen.

Quellen

  • Rainer A. Müller (Hrsg.): Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung. 11 Bde. Reclam, Stuttgart 1995–2002 (Reclams Universal-Bibliothek, Bd. 17001–17011). Quellensammlung zur deutschen Geschichte, vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Jede Quelle ist knapp kommentiert, dazu gesellt sich eine allgemeine Einleitung zum geschichtlichen Kontext der jeweiligen Epoche.

Literatur

Knappe Übersichtsdarstellungen

  • Heinrich Beck (Hrsg.): Germanen, Germania, germanische Altertumskunde. Ungekürzte Studienausgabe des Artikels aus dem Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. De Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 3-11-016383-7.
  • Deutsche Geschichte. 3 Bde. Sonderausgabe, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985; zus. XXVII, ISBN 3-525-36187-4. (Knappe Übersichtsdarstellung zur deutschen Geschichte. Für den Einstieg gut geeignet.)
  • Ulf Dirlmeier, Andreas Gestrich, Ulrich Herrmann, Ernst Hinrichs, Christoph Kleßmann, Jürgen Reulecke: Kleine deutsche Geschichte. Durchgesehene und verbesserte Ausgabe Reclam, Stuttgart 1998 (Reclams Universal-Bibliothek, Bd. 9359), ISBN 3-15-009359-7. (Knappe Übersichtsdarstellung; nur für den ersten Überblick geeignet.)
  • Helmut M. Müller: Schlaglichter der deutschen Geschichte. Bonn 2003.
  • Hagen Schulze: Kleine deutsche Geschichte. Beck, München 1998, ISBN 3-406-40999-7. (Verkürzende Darstellung, die sich auf die allgemeinen Grundlinien konzentriert.)

Vertiefende Darstellungen beziehungsweise Überblicke

  • Enzyklopädie deutscher Geschichte. (Die jeweiligen Bände nehmen wichtige Epochen oder geschichtliche Gegenstände auf und sind jeweils in Darstellung, Forschungslinien und Bibliographie gegliedert. Geeignet für den wissenschaftlichen Einstieg in ein Hauptthema.)
  • Dieter Groh u. a. (Hrsg.): Propyläen Geschichte Deutschlands, 9 Bde. (bisher), Berlin 1983 ff. (Für ein breiteres, gebildetes Publikum geschriebene Darstellung, von den Anfängen bis 1933; Band 7 wurde in zwei Teilen ausgeliefert, Bd. 9 wurde später aufgrund von Bedenken inhaltlicher Art wieder zurückgezogen.)
  • Herbert Grundmann (Hrsg.): Handbuch der deutschen Geschichte. 9. Aufl., 4 Bde (auch als Taschenbuchausgabe, 22 Bde.), Stuttgart 1970 ff. (mit zahlreichen Quellenbelegen; die 10. Aufl. dieses Standardwerks ist erst im Entstehen begriffen.)
  • Neue Deutsche Geschichte. Beck, München. (Im Entstehen begriffene moderne Darstellung der deutschen Geschichte vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart, die weniger Wert auf die Ereignisgeschichte legt als noch der Gebhardt.)
  • Die Deutschen und ihre Nation. Siedler, Berlin 1989, 12 Bde. (Darstellung, die sich an ein breiteres Publikum wendet.)
  • Hans-Ulrich Wehler (Hrsg.): Moderne Deutsche Geschichte. 12 Bde. u. Reg.-Bd. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-09240-5. (Sozialgeschichtlich ausgerichtete Darstellung der deutschen Geschichte seit der Frühen Neuzeit.)
  • Jochen Gaile: Wir Deutschen. Neue Deutsche Geschichte im Grundriss, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-515-08855-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tacitus: Germania 29.
  2. Die Bezeichnung richtet sich in der altgeschichtlichen Forschung nach den lateinischen Vorlagen, in der (germanistischen) Mediävistik nach der Eigensprachlichkeit.
  3. Grundlegend zur Reichskrise (mit weiterführender Literatur) ist nun Klaus-Peter Johne (Hrsg.): Die Zeit der Soldatenkaiser. Krise und Transformation des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. (235–284). 2 Bde. Berlin 2008.
  4. Vgl. allgemein zur spätantiken Geschichte die entsprechenden Literaturhinweise im Artikel Spätantike. Einführend siehe etwa Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl., München 2007.
  5. Einführend siehe etwa Guy Halsall: Barbarian Migrations and the Roman West, 376–568. Cambridge 2007; Walter Pohl: Die Völkerwanderung. 2. Auflage. Stuttgart u. a. 2005.
  6. Gerd Althoff/Hagen Keller: Spätantike bis zum Ende des Mittelalters. Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen. Krisen und Konsolidierungen 888–1024. (Gebhardt – Handbuch der deutschen Geschichte, 10. völlig neu bearbeitete Auflage), Stuttgart 2008, S. 26 und 434.
  7. Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Zweiter Band: Deutsche Geschichte vom «Dritten Reich» bis zur Wiedervereinigung. Fünfte, durchgesehene Auflage, München 2002, S. 116 ff.
  8. Edgar Wolfrum: Die geglückte Demokratie. Geschichte der Bundsrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart 2006, S. 20 f.
  9. Edgar Wolfrum: Die geglückte Demokratie. Geschichte der Bundsrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart 2006, S. 27.
  10. Tony Judt: Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart. München/Wien 2006, S. 80.
  11. Wolfgang Leonhard: Die Revolution entläßt ihre Kinder. Frankfurt am Main/Berlin/Wien, 14. Aufl. 1974, S. 294. (Originalausgabe 1955)
  12. Edgar Wolfrum: Die geglückte Demokratie. Geschichte der Bundsrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart 2006, S. 75 ff. „Zwar ist das Konzept der sozialen Marktwirtschaft originär deutschen Ursprungs, doch ohne die amerikanischen Vorgaben – Dekartellisierung, weltwirtschaftliche Integration, Liberalisierung des Außenhandelsregimes – hätte sie nicht realisiert werden können. Die USA haben das westliche Deutschland zur Speerspitze ihrer weltweiten Liberalisierungspolitik gemacht.“ (ebda., S. 80)
  13. Peter Longerich, »Was ist des Deutschen Vaterland?« Dokumente zur Frage der deutschen Einheit 1800 bis 1990, Piper, 1990, S. 33.
  14. Edgar Wolfrum: Die geglückte Demokratie. Geschichte der Bundsrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart 2006, S. 254.
  15. Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Zweiter Band: Deutsche Geschichte vom «Dritten Reich» bis zur Wiedervereinigung. Fünfte, durchgesehene Auflage, München 2002, S. 543
  16. Klaus Schroeder: Der SED-Staat. Partei, Staat und Gesellschaft 1949–1990 München 2000, S. 407 ff. (Originalausgabe 1998)
  17. „Der gemeinsame Übergang zur langfristigen Wirtschaftsplanung war eine Konsequenz der Bildung des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) im Jahre 1949 (DDR-Beitritt: September 1950) gewesen, der den ersten Schritt zur multilateralen Kooperation der Volksdemokratien darstellte und in der Folge zur Entwicklung analoger Pläne und Planmethoden sowie zu ihrer zeitlichen und materiellen Abstimmung führte.“ (Dietrich Staritz: Die Gründung der DDR. Von der sowjetischen Besatzungsherrschaft zum sozialistischen Staat. 3. überarbeitete und erweiterte Neuauflage, München 1995, S. 196. (Originalausgabe 1984))
  18. Diesbezüglich gern zitiert wird die Äußerung Karl-Eduard von Schnitzlers im „schwarzen Kanal“ vom März 1968, wonach jemand, der in der DDR Opposition betreiben wolle, sich damit gegen die sozialistische Friedenspolitik stelle. „Und mit solcher Opposition setzen wir uns nicht an der Wahlurne und nicht im Parlament auseinander, sondern vor den Gerichten unserer sozialistischen Justiz.“ (Zitiert nach Ilko-Sascha Kowalczuk: Von der Freiheit, Ich zu sagen. Widerständiges Verhalten in der DDR. In: Zwischen Selbstbehauptung und Anpassung. Formen des Widerstands und der Opposition in der DDR. Herausgegeben von Ulrike Poppe, Rainer Eckert und Ilko-Sascha Kowalczuk, Berlin 1995, S. 92.)
  19. Zwischen Selbstbehauptung und Anpassung. Formen des Widerstands und der Opposition in der DDR. Herausgegeben von Ulrike Poppe, Rainer Eckert und Ilko-Sascha Kowalczuk, Berlin 1995, S. 14.
  20. Martin Sabrow: Sozialismus. In: Ders. (Hrsg.): Erinnerungsorte der DDR. München 2009, S. 196 f.
  21. Herausgeberkollektiv (Hrsg.): Wörterbuch zur sozialistischen Jugendpolitik. Berlin 1975. Zitiert nach Mary Fulbrook: Ein ganz normales Leben. Alltag und Gesellschaft in der DDR. Darmstadt 2008, S. 134. (Engl. Originalausgabe: New Haven and London 2005)
  22. „Obwohl niemand gezwungen wurde, der FDJ beizutreten, waren die Sanktionen für eine auffällige Nonkonformität ein Faktor, den junge Leute mit ernsten Ambitionen berücksichtigen mussten. Am höchsten war die Mitgliedschaft unter Schulkindern, denn die Organisation hatte ihren Sitz in der Schule, die Gruppen wurden häufig von Klassenlehrern geführt, und Treffen waren offenbar ein routinemäßiger Bestandteil des Stundenplans.“ (Mary Fulbrook: Ein ganz normales Leben. Alltag und Gesellschaft in der DDR. Darmstadt 2008, S. 147. (Engl. Originalausgabe: New Haven and London 2005))
  23. Mary Fulbrook: Ein ganz normales Leben. Alltag und Gesellschaft in der DDR. Darmstadt 2008, S. 148. (Engl. Originalausgabe: New Haven and London 2005)
  24. Marina Chauliac: Die Jugendweihe. In: Martin Sabrow (Hrsg.): Erinnerungsorte der DDR. München 2009, S. 161 ff.
  25. Ulrich Mählert: Kleine Geschichte der DDR. 4. überarbeitete Aufl., München 2004, S. 122
  26. Mary Fulbrook: Ein ganz normales Leben. Alltag und Gesellschaft in der DDR. Darmstadt 2008, S. 173. (Engl. Originalausgabe: New Haven and London 2005)
  27. Lutz Niethammer: Das Kollektiv. In: Martin Sabrow (Hrsg.): Erinnerungsorte der DDR. München 2009, S. 277.
  28. Ina Merkel: DerTrabant. In: Martin Sabrow (Hrsg.): Erinnerungsorte der DDR. München 2009, S. 366.
  29. Ulrich Mählert: Kleine Geschichte der DDR. 4. überarbeitete Aufl., München 2004, S. 132.
  30. Ulrich Mählert: Kleine Geschichte der DDR. 4. überarbeitete Aufl., München 2004, S. 137.
  31. Abwandlung des seinerzeit geläufigen Slogans: „Frieden schaffen ohne Waffen!“ Zitiert nach: Mary Fulbrook: Ein ganz normales Leben. Alltag und Gesellschaft in der DDR. Darmstadt 2008, S. 67. (Engl. Originalausgabe: New Haven and London 2005)
  32. Ulrike Poppe: “Der Weg ist das Ziel“. Zum Selbstverständnis und der politischen Rolle oppositioneller Gruppen der achtziger Jahre. In: Zwischen Selbstbehauptung und Anpassung. Formen des Widerstands und der Opposition in der DDR. Herausgegeben von Ulrike Poppe, Rainer Eckert und Ilko-Sascha Kowalczuk, Berlin 1995, S. 244 ff.
  33. Wortlaut der bis zum 3. Oktober 1990 gültigen alten Fassung von Art. 23 GG: „Dieses Grundgesetz gilt zunächst im Gebiet der Länder Baden, Bayern, Bremen, Groß-Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern. In anderen Teilen Deutschlands ist es nach deren Beitritt in Kraft zu setzen.“

 

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